Jean Michel Jarre – Zoolook
Wie allgemein bekannt, hatte sich der smarte Franzose in den letzten Jahren verstärkt um einen Kulturaustausch mit dem Reich der Mitte (China) bemüht. Was er jedoch 1982 den Chinesen mit seinen CONCERTS IN CHINA vorsetzte, will man beileibe nicht als Standard westlicher Rock- und Popmusik verstanden wissen. Hier fummelte der sorte Synthi – Schnulli – so langatmig und sülzig wie gehabt – in seiner opulenten Technik-Burg.
Das ist Vergangenheit. Die Begegnung mit der fernöstlichen Kultur hat diesen Mann verändert. In seiner heutigen Musik schlägt sich dieser erfreuliche Wandel nachdrücklich nieder. Jarre ist nicht mehr der einsame Sound-Tüftler, sondern ein kooperationsbereiter Musiker, der seine Offenheit für aktuelle Strömungen forciert.
Natürlich bleibt die Elektronik sein Hauptinstrumentarium, doch für ZOOLOOK holte Jarre sich avantgardistische Unterstützung ins New Yorker Klinton Studio: Laurie Anderson, Adrian Belew, Yogi Horton, Ira Siegal und Marcus Miller. Mit ihnen bemühte er sich um eine Synthese aus Synthi- und Computerklängen, selektierten ethnischen Musik-Strukturen und verfremdeten Umweltgeräuschen.Selbst Scratch, New Yorks modisches Kulturgut, wurde in die Kompositionen integriert.
Natürlich laufen die zum Teil langen Einzelwerke mit facettenreichen optischen Assoziationen ab, doch wirken sie nicht mehr derart entrückt und sphärisch wie auf alten Jarre-Platten. Es bleibt eine verführerische Sound-Reise ins Reich der Exzentrik – nur sind die Leinen zur menschlichen Umwelt heute viel stärker und direkter.
Der reaktivierte Forscher Jean Michel Jarre wagte den entscheidenden Schritt auf neues Terrain. Wer wird ihm aber zuhören? Etwa beide – der verträumte Synthi-Konsument und der kritische Avantgardist?
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