Jeff Beck

Blow By Blow

Epc (Sony Music)

Jeffs zweites reines Soloalbum seit „Truth“ von 1968. Alle Gruppen, in denen er zwischenzeitlich zupfte, können (so gut wie) vergessen werden. Erstens, weil „Blow By Blow“ absolut nichts mit ihnen gemeinsam hat und zweitens, weil Jeff inzwischen eine Reife und Klasse erreichte, die alle älteren Sachen irgendwie „nicht fertig“ erscheinen lassen. Außerdem gibt’s hier keinen ablenkenden Gesang, und da Jeff weiß, daß er keinen guten Sänger abgibt, hat er’s nur in zwei Stücken ausprobiert – über die Tonabnehmer seiner Gitarre!! Ansonsten beherrscht einzig sein Gitarrenspiel die Platte, oder besser, er teilt sie sich mit dem Tastenmann Max Middleton, einem alten Bekannten seiner letzten Jeff Beck Group. Diese beiden haben, mit Unterstützung der Rhythmusgruppe Phil Chenn und Richard Bailey für die Rockmusik das geschaffen, was Herbie Hancock mit seinen letzten LP’s für die Jazzwelt durchgesetzt hat: Den Soul in einer derart kompakten und anspruchsvollen Weise integriert, daß sich niemand mehr davor verschließen kann, der Ohren hat zum Hören. Ein Meilenstein des Soul-Rock mit einigen Jazzelementen gemischt. Zwei Stücke von Stevie Wonder, mit dem er sich offenbar wieder vertragen hat, sind zu finden und der Beatles-Oldie „She’s A Woman“, aus dem man kaum noch die Originalversion heraushört. Nachdem sich Jeff von Bogart/ Appice getrennt hatte, widmete er sich fast nur noch der Soulmusik, und die ist es, die ihm neben Blues-Nummern am besten liegt. Mit jedem Ton überzeugt er, und ein „Verspieler“ scheint völlig ausgeschlossen. Das einzig bittere Tröpfchen an der Sache ist, daß sie zu clean und rund von Tonmeister George Martin aufgenommen und produziert wurde. Aber was ist das schon gegen Jeffs Gitarre …