Jethro Tull – Too Old To Rock’N’Roll: To Young To Die!
Im ME-Interview (Nr. 2/76) kristallisierten sich zwei Punkte als Ian Andersons Lieblingsthemen heraus: Das Problem des alternden Rockstars und Motorradfahren. ;Beides findet sich nun folgerichtig auf der neuesten Tull-Platte, wie alle Tull-Alben ausschließlich Ian Andersons Gedankenwelt widerspiegelten. Anderson ist Jethro Tüll in einem Maße“ wie das in keiner anderen Gruppe der Fall ist, bestenfalls bei Steve Harley and Cockney Rebel, wo sich die Situation schon durch die Namensgebung dokumentiert. Das liest sich wie Kritik, ist aber keine. Dieses Album ist nämlich das beste Tull-Album seit langem. Klare, geradlinige Songs, rockiger als in den letzten Jahren, bestimmen das Gesamtbild der Platte. Es ist auch kein Konzeptalbum wie „Warchild“, d.h. hier wird keine Story oder Handlung musikalisch unterlegt, sondern zehn Rocktitel gespielt, die sich allesamt nicht mit „Hey Baby“-Gewäsch abquälen, die ganz im Gegenteil differenzierte Gedanken beinhalten. Über Jethro Tull-Rock viele Worte zu verlieren, erübrigt sich, er ist hinreichend bekannt: Andersons Flötenspiel und sein Gesang haben sich kaum verändert, Unterschiede zu älteren Platten ergeben sich allein aus seinen Song-Einfällen. Und da war er diesmal besonders kreativ, kein wirklich schwacher „Füller“ stört das harmonische Ganze. Zumindest auf musikalischem Gebiet sind Andersons Alterungs-Probleme also unbegründet, er ist noch deutlich potenter als das Gros seiner Kollegen, die meist zehn Jahre jünger und Eintagsfliegen sind.