Jill Scott – Beautifully Human

Schon seit längerer Zeit jongliert man in Philadelphia mit einem Sound, der sich lose zwischen HipHop, Soul, Jazz und Spoken Word einsortiert. Den großen Durchbruch damit hat bisher niemand geschafft, nicht einmal The Roots. Auch Jill Scott ist eine Kandidatin. Mit ihrem Debütalbum who IS jill Scott? aus dem Jahr 2000 setzten die von Roots-Drummer ?uestlove entdeckte Sängerin und ihre Produzenten Steve McKeever/Jazzy Jeff Townes voll auf intelligenten Ausdruck und intime Atmosphäre. Dennoch sah man in Jill Scott auch etwas, für das Alicia Keys steht, nämlich Mainstream mit Anspruch. Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, Jill Scott würde ein wesentlich kommerzielleres Album bereithalten, doch von dem ist hier nichts zu hören. „l’m toking myown freedom, putting it in my song, stnging loud and strong, grooving alt daytong“, erklärt sie in „Golden“ programmatisch. Die Lady singt auf beautifully human mit dem Brustton der Überzeugung, übertreibt die eigene Inszenierung aber nicht. Wenn sie etwa in „Bedda At Home“ die Vorzüge ihres geistreichen Ehemanns mit der Attraktivität eines Seitensprungs vergleicht, wirkt das erfrischend ehrlich. Man denkt dabei sofort an Betty Wright. Minnie Riperton und vielleicht sogar an die große Nina Simone. Wie diese Vorbilder bündelt Jill Scott Gefühl, Poesie und Sozialkritik zu einer zwingenden Mischung. Musikalisch steht sie den genannten Klassikern auf jeden Fall näher als den neuen Diven, die sich mit Strafienstang und Digitalsound umgeben. Wer tief schürfenden Soul liebt, kommt an diesem Album nicht vorbei.