Jim O’Rourke – Eureka

Können Presseinfos lügen? Ja. Und wenn es dabei irgendwie um Jim O’Rourke, Gastr Del Sol oder eines der anderen zahlreichen Projekte des Allroundgenies aus Chicago geht – ja, und in diesem Fall stimmt die Floskel vom Allroundgenie wirklich -dann wird gelogen, daß sich die Balken biegen. EUREKA sei Pop, will uns diesmal der anonyme Schreiber weismachen. Aber EUREKA ist genauso sehr oder wenig Pop oder ABBA oder Beatles oder Blur, wie das letzte Gastr Del Sol-Album CAMOUFLEUR wirklich Beach Boys war, wie uns damals das Info erzählen wollte. EUREKA ist nur bedingt Pop, und dieser bedingte Pop-Appeal ist auch nur an Einzelheiten festzumachen. Weil es hier vereinzelt Vocals gibt (angeblich singt O’Rourke selber) – die manchmal an Roy Harper erinnern, weil O’Rourke mit „Something Big“ ein Stück des fleischgewordenen Begriffes „Pop“ gecovert hat (Burt Bacharach) und weil „Through The Night Slowly“ ein unverschämtes Plagiat von Pink Floyds „The Great Gig In The Sky“ ist (mit Schlock-Saxophon, aber ohne den grausamen Background-Gesang). Ansonsten ist EUREKA das genaue Gegenteil von Pop. Kopfmusik, bis ins letzte Arrangement-Detailchen ausgeklügelt, konstruiert, komponiert. Zumindest vom Ansatz her unterscheidet sich das Album nicht von O’Rourkes letzter Platte BADTIMING.der Hommage an den großen Gitarristen John Fahey. EUREKA bringt jedoch eine Reihe von Bezügen zu den Musikern, die Jim O’Rourke in letzter Zeit produziert oder remixt hat. Mal schwebt die flockige, fiepsige Lockerheit der High Llamas über den Kompositionen, mal ist der gestrenge Formalismus von Post-Rockern wie Tortoise und The Sea AndCakezu spüren, dann wieder die virtuose Saitenarbeit besagten Faheys. Und immer wieder bricht in Jim O’Rourke der ausgebildete (klassische) Musiker durch, der sich mit komplexen Arrangements, sonderbaren Rhythmuswechseln und Streichersätzen bemerkbar macht. Kein Pop, sondern große Kunst.