Jimi Hendrix – Live At Woodstock

Das kann man doch nun tatsächlich mal Fortschritt nennen: Wer Jimi Hendrix live in Woodstock erleben möchte, muß jetzt nicht mehr ewig über Joan Baez hinwegspulen, Richie Havens überskippen, John Sebastian ertragen oder befreiten Individuen dabei zusehen, wie sie ihre Freiheit dazu nutzen, sich im Schlamm zu wälzen. Nur der Auftritt von Jimi Hendrix, sonst nichts. Und zwar erstmals in voller Länge, also 99 Minuten statt der bislang erhältlichen 57. Plus zwei Stunden Bonusmaterial, vor allem Amateuraufnahmen in Schwarzweiß. Erfreulich, denn Hendrix live ist fast immer ein Erlebnis, egal ob nun in Woodstock oder sonstwo. In allerbester Form zeigte sich der Maestro damals allerdings nicht, was gewiß mit den chaotischen Zuständen zusammenhing, die während des Festivals herrschten. Bisweilen wirkt er unkonzentriert, die Arrangements fransen ein wenig aus. und seine damals brandneue Begleitband ist auch nicht immer komplett im Bilde. Aber egal, denn selbst ein durchschnittlich aufgelegter Hendrix ist immer noch spannend anzusehen und anzuhören. Großartig: die „Woodstock Improvisation“, eine kleine Symphonie für Stratocaster, Marshall-Verstärker und diverse Tretminen. Kein eitles Gegniedel eines Gitarrengotts™, sondern spontan hingerotzte Fingerübungen voll spannender Momente. Noch großartiger: „Villanova Junction“, ein Instrumental, bei dem in jeder Achtelnote so viel Soul steckt, daß man damit locker ein Plattenlabel in Detroit aufmachen könnte. Oder in Memphis.

www.jimi-hendrix.com