Jimi Tenor – Sähkömies Europa

Sahkömies Europa

WARP/ZOMBA Jimi Tenor passt so recht in keine musikalische Schublade. So war es schon bei seiner ersten Plattenfirma, dem finnischen Experimental-Label Sähkö, und auch bei seinem jetzigen Label Warp aus Sheffield hat er mit Kollegen wie Autechre, Nightmares On Wax oder Aphex Twin nicht viel gemein. Mit Techno oder anderer moderner Electronica hat der Mann oberflächlich betrachtet nicht viel am Hut, klingt seine Musik doch immer augenzwinkernd nach den 70er Jahren, nach Trash-, Easy Listening, Plastik-Big-Band und Soft porno-Soundtracks, Bontempi-Orgel, Agentenserien und holzgetäfelten Partykellern. Jimi Tenor hat einen schrägen Humor und eine Vorliebe für die oft eher magenverrenkende Ekel-Komik der Filme von John Waters und ähnliche Geschmacklosigkeiten. In seiner Jugend musizierte er nicht nur als Alleinunterhalter auf Hochzeiten, sondern auch in einer Industrialband. Allein deshalb kann man die beiden jetzt von Warp wiederveröffentlichten Alben SAHKÖMIES und EUROPA nicht einfach als Retro verunglimpfen. SÄHKÖMIES pendelt zwischen experimenteller Minimslstelektronik, Sun Ra-Cover und dem Love Parade Hit „Take Me Baby“, der irgendwo zwischen DAF und Suicide angesiedelt ist. EUROPA ist da schon geschmeidiger, bisweilen aber auch etwas hakelig. was den Genuss jedoch nicht schmälert. Eher im Gegenteil, die Mischung aus Glamour, Muzak, Billigdrumcomputer-Beats und schwer ambitionierten, aber weniger virtuosen Saxophonsoli klingt auch nach fünf Jahren noch sehr charmant und allemal originell. Jimi Tenors ganz eigenes musikalisches Universum sozusagen.