Jimmy Destri – Hearts On A Wall
Wer schon vorab wissen will, wie Jimmy Destri Songs schreibt, der braucht nur bei Blondie nach den schlichten, geraden Rocknummern zu suchen, bei denen Debbie Harry nicht als Star in den Vordergrund gemischt ist (und dementsprechend spröde singt), und in denen Clem Burke am wuchtigsten trommelt.
Ganz ähnlich klingen auch die Stücke von HEART ON A WALL: melodisch, poppig, direkt, manchmal ein bißchen naiv oder kitschverdächtig. Trotzdem hat das Album weit mehr Reiz als die üblichen Solo-Projekte von Musikern der Spitzen-Bands. Vieles deutet nämlich darauf hin, daß sich Jimmy Destri bei der Arbeit an HEART ON A WALL selbst ehrlich geblieben ist – anstatt wie seine Kollegen bei solchen Gelegenheiten ständig die eigene Vielseitigkeit zu beweisen. Die neun Songs, ausnahmslos von Jimmy geschrieben, klingen alle aus einem Guß, nichts sprengt den einmal gesetzten Rahmen.
Jimmy hat trotz aller Bindungen zu bodenständigen Rock-Arrangements eine starke Vorliebe für Romantik. Deshalb sind die Stücke die besten, bei denen er sich – scheinbar unbewußt – möglichst nahe an die Domänen von Blondie heranarbeitet. Etwa in dem melancholischen „Living In Your Heart“, dem dramatischen „Numbers Dorft Count (On Me)“ (der Text steckt voller Blondie-Zitate), dem träumerischen „My Little World“ oder in meinem Lieblingsstück „Little Metal Drummer“. Hier flötet Jimmys Synthie wie ein Kunstpfeifer im strengen Soundtrack eines klassischen Western, und dazu spielt der als Gitarrist oft belächelte und geschmähte Chris Stein eine kurz angebundene und doch melodische Leadgitarre mit viel Soul.
Von den Blondie-Musikern sind alle wichtigen dabei: Chris Stein und Debbie Harry, Clem Burke trommelt auf allen Stücken herrlich voluminös und altmodisch. Drei Gitarristen hat sich Jimmy ins Studio geholt, von denen sich allerdings nur Earl Slick gegen Jimmys dick aufgetragene Keyboards durchsetzen kann.
Sicher sind die Alben von Blondie großartiger; Jimmy orientiert sich noch zu oft an falschen Vorbildern (etwa an den derzeitigen Roxy Music im Titelstück und im Aufmacher „Bad Dreams,). Trotzdem hat er mit HEART ON AN WALL ein schönes Pop-Album gemacht, das in jede Tageszeit und in (fast) jeden Gemütszustand des Hörers paßt.
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