Jimmy Page & Robert Plant :: No Quarter

Jimmy Page & Robert Plant play Led Zeppelin. 14 Jahre lang parkte das Luftschiff im Hangar der Rockgeschichte, jetzt startet die halbe Mannschaft zum Flug durch die eigene Vergangenheit. Damit die Reise aber nicht allzu nostalgisch verläuft, verpassen die beiden Veteranen ihren Song-Klassikern neue Gewänder. Mit Hilfe eines ägyptischen Percussion-Ensembles, Streichern aus Marokko und einer westlichen Rockband (mit Cure-Gitarrist Porl Thompson und Drummer Michael Lee auf „Bonzos“ Spuren) zelebrieren Page und Plant den klanglichen Kulturschock. Da tönen Bambusflöten, da dudelt die Drehleier, da vibrieren marokkanische Trommelfelle. Ursprünglich folkloristisch konzipierte Zep-Songs wie ‚Gallows Pole‘ oder ‚Four Sticks‘ gewinnen durch die neuen Arrangements an exotischem Flair. Und das einst elektrische ‚Nobody’s Fault But Mine‘ wird zum locker-beschwingten Ethno-Blues der Marke ‚Unplugged‘. Der 50jährige Jimmy Page liefert nach wie vor souveräne Saitenarbeit, während sein drei Jahre jüngerer Kollege Robert Plant vor allem in stimmlichen Höhen von leichten Schwindelanfällen geplagt wird. Weitere Mängel offenbart der sparsam arrangierte, neue Song ‚Wonderful One‘: Page & Plant anno 1994 taugen offenbar weniger als Entdecker musikalischen Neulands, sondern vielmehr als Hüter des eigenen Denkmals. Aber selbst diese Aufgabe lösen die beiden nur mit Einschränkung. Wenn nämlich beim klassischen Zep-Blues ‚Since l’ve Been Loving You‘ und dem solistisch aufgeblähten ‚Kashmir‘ die geballte Welt-Musikantenschar zusammen mit dem London Metropolitan Orchestra aufspielt, bekommt die Reunion den süßlichen Beigeschmack mantovanischer Pomp-Art.