Jobriath – Jobriath
Ich hoffe, ihr habt in Neues aus der Popwelt‘ schon gelesen, was Jerry Brandt zu Jobriath gesagt hat. Er ist nämlich derjenige, der Jobriath präsentiert und zwar im kaputten, alten Showbusiness-Stil. ‚Meine letzte Entdeckung, das ist das Wahnsinnigste, was jemals da war‘. Die ganze Welt darauf ansetzen und neugierig machen, den jewe!igen Typ puschen und musikalische Möglichketten en masse zusammenkleistern, damit es auch berauschend genug ist und nach ganz viel Musik klingt, und dann viel, viel Schotter kassieren. Well, Jobriath ist also gerade erschienen, und ‚es wurde ihm vorgenommen‘ einer der Grössten, um nicht zu sagen der Grösste überhaupt zu werden. Dass er auch den Anspruch erhebt, neu zu sein, ist bestimmt sowas ähnliches wie ’ne Lüge, denn für mich klingt er wie eine aufdringliche Jagger/Bowie/Sayer Imitation. Die Musik ist meistens heavy, besonders geprägt auch wohl durch einen pathetischen Nicht-Pianisten, der am liebsten voll auf die Tasten haut und zwar auf die einfachsten, klarsten, hier kitschig schönen Akkorde. Die Leute haben einfach Material gesammelt, kaum ausgewählt und das dann irgendwie aneinanderkonstruiert. Ich meine, es ist wirklich professionell gemacht, da kann man nicht meckern, aber das gehört in Amerika doch inzwischen zur Tagesordnung. Sie haben also einen Chor genommen, mit dem Mellotron Geigen erklingen lassen und auch nicht mit rein elektronischen Effekten gespart. Der keinesfalls aussergewöhnliche Drummer trägt dann das letzte dazu bei, den Klang unheimlich voll zu machen. Die Musik, die hier berauschen soll, bringt einem eher die kranke Realität wieder ins Bewusstsein. Obwohl auf der Scheibe auch softe Stücke, oder zumindest ‚aus dem Rahmen fallende‘ Stücke sind, wie z.B. ‚Movie Queen‘, das im Still alter amerikanischer Filmmusik gehalten ist und dessen Text zu Udo Lindenberg’s ‚Candy Jane‘ Parallellen aufweist, törnt mich die Platte ab. Die Texte, die hier im Cover abgedruckt sind, haben ziemlich viel dazu beigetragen. Er singt z.B. drei mal ‚Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, aber come on, sei still, sei still jetzt, ich liebe dich…‘, oder in dem Song Tm A Man‘, da singt er darüber, dass er elegant ist, ein Gentleman ist und aus chicen Kleidern besteht. Wenn er das irgendwie gesellschaftskritisch meinen würde, dann wäre es ja vollkommen okay, aber bei ihm fehlt andauernd die Pointe.
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