Joe Cocker

Jamaica Say You Will

A&M Records (Universal)

Joe Cocker scheint zum Glück seine Formkrise fürs erste überwunden zu haben. „Jamaica Say You Will“ klingt, als habe es nie einen total abgeschlafften und müden Cocker gegeben. Diese LP erinnert seit langem wieder an alte Mad Dogs-Tage. Bedanken können wir uns dafür bei Jim Price, der sich hier als Produzent und Arrangeur eigentlich einen Orden umhängen könnte. Wenn er zwischendurch auch mal kräftig ins Fettnäpfchen getreten ist, so schaffte er es immerhin, den alten Cocker wieder zu aktivieren. Die LP ist in guter alter Cocker-Tradition gebaut und beschwört hin und wieder die Leon Russel-Ära, obwohl sich hier Nicky Hopkins, Richard Tee und Peggy Sandwig den Klavierhocker teilen! Aber Joe’s ungeschliffenes Organ mit Streichern zu garnieren – das ist ungefähr so wie dicke Bohnen mit Himbeersoße. Somit ist der Randy Newman-Titel „I Think It’s Gonna Rain Today“ zur ausgemachten Geschmacklosigkeit geraten. Cocker im Gesellschaftsanzug, daß die Fans nicht lachen! Da paßt doch Ben Benays Mondharmonika in „Lucinde“, einem anderen Newman-Song ganz anders – das Ganze ist zu einem echten Cocker-Blues gediehen. Aber es gibt genügend Material, in dem Cocker seine rostigen Stimmbänder wieder spielen läßt, wo er wieder echte Kommunikation mit den sparsam und wirkungsvoll plazierten Begleitinstrumenten treibt. Da kann man die Ausrutscher ruhig einmal vergessen, wichtiger ist, daß der alte Cocker wieder auferstanden scheint.