John Cale – 5 Tracks

Es gibt mindestens drei Typen von Vorfreude, die ein neues John-Cale-Album begleiten: 1. Man kann mit ein paar Betbrüdern aus der Velvet-Underground-Nachlass-Gemeinde Wetten abschließen, was er denn diesmal gemacht hat (und dabei alte Lieblingssongs auflegen). 2. Man freut sich einfach, weil der letzte Cale-Longplayer mindestens ein halbes Jahrzehnt alt ist. 3. Man weiß intuitiv, dass Vorfreude die schönste Freude ist, weil, vorsichtig formuliert, nicht jede Cale-Platte dem Rang des Künstlers in der Popgeschichte als Runderneuerer gerecht wird. Nun ist es ja auch nicht so, dass Cales Kumpel-Feind Lou Reed einen Rock-Klassiker an den anderen reihen würde, aber mit John Cale ist das noch mal eine Extra-Geschichte: Innerhalb der weiten musikalischen Feldversuche zwischen Herzbrecher-Hotels (für Pop-Fans), minimaler Sinfonik (fürs Feuilleton) und barschem Walisertum (für alle Fälle, John!) fällt der Mann immer mal wieder (grundlos, wie Anhänger finden, ohne sich wirklich zu wundern) um. Walking On Locusts (1996), impotentes Gezeter, bäh! Für 5 Tracks gelten alle drei Vorfreuden, und drin ist natürlich, was drauf steht. Dazu gehören u.a. ein endzeitiger 9-11-Song („Waiting For Blonde“), ein Ein-Mann-Rettungsversuch für den Dichter Ezra Pound („E Is Missing“) und die kalte, spartanische Piano-Ballade „Wilderness Approaching“ aus dem Film „Paris“, die den grauenhaft guten Cale von „Close Watch“ ranzoomt. Irgendeinem britischen Magazin soll Cale erzählt haben, wie toll er die Beta Band findet. Das ist jetzt nicht gerade die Nachricht, die Caleianer ernstlich interessiert. Dafür das: Es gibt Loops, Elektrobeats und Keyboardschleier aus der Designer-Klasse, die Songs erinnern in ihrer grunddüsteren Stimmung am ehesten an Music For A New Society. Und überhaupt, es kommt ja noch das volle Pfund, das ganze neue Album. Demnächst, irgendwann. Vorläufiges amtliches Endergebnis: 4,5

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