John Cale/J. J. Cale/Muddy Waters – Gold
Es muss einem nicht gefallen, doch man muss es akzeptieren: In einer Zeit des iTunes-induzierten Rosinenpickings, einer immer noch weiter sich verästelnden Spezialisierung und angesichts der längst unüberschaubaren Veröffentlichungsflut sind Kompilationen mehr oder weniger verdienter Künstler für viele Musikhörer längst der letzte Fluchtpunkt. Und das Angebot ist ja auch nicht eben gering, manches gar durchaus empfehlenswert: Sonys The Essential-Reihe etwa oder eben auch Universals Gold-Serie, aus der es jetzt acht neue Veröffentlichungen zu vermelden gibt, von denen es drei in diese Rezension geschafft haben. Da wäre zunächst der Velvet-Underground-Mitbegründer, Produzent und auch nach mehr als vier Dekaden immer noch unerschrockene Musik-Abenteurer John Cale, dessen Karriere zwischen ambitioniertem Rock, avancierter Neoklassik und avantgardistischer Neutönerei eine Zehn-CD-Box verdient hätte, unter anderem mit den kompletten Paris 1919-, The Church Of Anthrax– und Music For A Nnew Society-Alben. Nichts davon ist auf dem Gold-Doppelsilberling zu finden,der zwar den Untertitel „The Definitive Collection“ trägt, sich indes nur auf die Jahre 1974/75 konzentriert, aber immerhin sämtliche Stücke der drei Longplayer Fear, Helen Of Troy und Slow Dazzie plus einiger B-Seiten enthält. Definitiv ist das nicht – deshalb gibt’s auch Abzüge in der B-Note und „nur“ 4. Die Musik ist natürlich ganz und gar großartiger, unnahbar-cooler, sonnenbebrillter, für Cale-Verhältnisse straighter, beizeiten präpunkrockiger „Dirty Ass Rock’n’Roll“ (Songtitel), And now for something completely different: Namensvetter J.J. Cale war musikalischen Experimenten allzeit völlig abhold. Stattdessen schuf er aus Blues, Jazz, Country und einer Prise Rock einen ganz eigenen Mix, der stets so klang, als sei er auf einer von der Abendsonne in goldenes Licht getauchten Veranda ausgeheckt worden. Das kommt derartig entspannt daher (wobei J.J. seine lakonischen Lyrics völlig verschnarcht vor sich hinbrummelt), dass Novizen sich fragen mögen, warum diese unaufgeregte Musik so aufregend klingt – und warum Kollegen wie Eric Clapton, Mark Knopfler, Santana und Lynyrd Skynyrd davon derart fasziniert waren. Die Gründe: „After Midnight“, „Call Me The Breeze“, „Cocaine“ etc. etc. 5. Muddy Waters noch einmal vorzustellen, hieße, den Blues nach Chicago zu tragen. Der 1983 im Alter von 68 Jahren verstorbene Großmeister hat serienweise Standards komponiert und Legionen von Musikern beeinflusst. Die ihm gewidmete Gold-Kollektion 5 enthält 50 klassische Tracks: the real stuff. Ferner in der aktuellen Serie erschienen: Tears For Fears. Bachmann Turner Overdrive. Soraya. 80s Soul. Classic Country.
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