John Coltrane – In Europe :: Jazz

Minuspunkt: Alle Aufnahmen dieser 3-CD-Box waren/sind bereits erhältlich. Pluspunkt: In ihrer Gesamtheit zeigen die Performances auf In Europe die Entwicklung des wohl meist kopierten Saxofonisten der Jazzgeschichte wie kaum eine zweite Kollektion – vom Hard-Bop über den modalen Jazz bis hin zum Opus magnum A LOVE SUPREME, einem versöhnlichen Mittelweg zwischen traditioneller Spielweise und der damals oft unverstandenen Expressivität des Freejazz. In Europe ist aufgeteilt in die drei CDs „Stockholm Sweetnin'“ (November 1961 und Oktober 1963), „Greatness In Graz“ (November 1962) und „The French Connection“ (Antibes Jazz Festival im Juli 1965) und kommt in einer eher bescheidenen Papp-Box mit spartanischem Booklet. Die Stockholm-Aufnahmen zeigen einen John Coltrane (1926-1967), der-vor allem beim Rodgers/Hammerstein-Klassiker „My Favourite Things“ – mit indischen Improvisationstechniken experimentiert. Bei den ’61er Aufnahmen (noch mit Reggie Workman am Bass), setzt Eric Dolphy mit beseeltem Spiel auf der Bassklarinette, Flöte und Altsaxofon Akzente. In Graz präsentiert das mittlerweile konsolidierte „klassische“ Coltrane-Quartet – mit McCoy Tyner (p), Jimmy Garrison (b)und Elvin Jones (dr) – zwar eher traditionelles Material („Bye Bye Blackbird“, „Autumn Leaves“) – setzt aber mit dem fast 24-minütigen „My Favourite Things“ einen furiosen Schlusspunkt. Höhepunkt der Paris-CD und der gesamten Box ist die atemberaubende 48-minütige Version des Gott gewidmeten Coltrane-Schlüsselwerks „A Love Supreme“. Hier geben Leader und Band auf der Grundlage der Erkenntnisse der Vergangenheit einen Ausblick auf die Zukunft. Und die sollte so radikal frei sein, wie selten etwas zuvor im Jazz.

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