John Fahey – America

Zweifellos ist John Fahey der wohl unbekannteste Gitarrenvirtuose der USA. Für seine rein akustischen Plattenaufnahmen interessierte sich immer nur eine Handvoll Fans und Musiker-Mississippi-Delta-Blues-Enthusiasten wie er selber. Der Einfluß des manischen Plattensammlers auf Gitarristen der folgenden Generationen wie beispielsweise Leo Kottke (den er auch produzierte), Canned Heats Henry Vestine (mit dem er befreundet war), Robbie Basho – oder den Avantgarde-Gitarren-Stilisten Jim O’Rourke (der Faheys jüngstes Album produzierte) ist nicht zu unterschätzen. Nach sechs selbstproduzierten, auf seinem eigenen Takoma-Label veröffentlichten Alben, signte Fahey 1967 erst bei Vanguard, dann, zwei Jahre später bei Reprise. Eines seiner wohl wichtigsten Werke, das ursprünglich als Doppelalbum konzipierte AMERICA, entstand 1971, wurde aus marketingtechnischen Gründen von der Company um zwei Drittel der Songs reduziert und nur als Einzel-LP veröffentlicht. Knapp 30 Jahre mußten vergehen, bevor der nun erstmals auf Silberling erhältliche Fahey-Klassiker in seinem Original-Tracklisting erscheinen konnte. Auf der ’71er-Version fanden sich nämlich nur ganze vier von insgesamt 13 Songs. Es fehlten Perlen wie die exquisite Bearbeitung von Anton Dvoraks 8. Symphonie („Dvorak“), Skip James‘ „Special Rider Blues“, oder das Meisterwerk „America“. Und daß der Blues-Bewahrer, der in seiner gnadenlosen Sammelleidenschaft irgendwie an die Rockabilly-Maniacs Lux Interior und Ivy Rohrschach von den Cramps erinnert, auch jede Menge Sinn für schwarzen Humor hat, beweist der atemlos lange wie kuriose Titel „The Waltz That Carried Us Away And Then A Mosquito Came And Ate Up My Sweetheart“.