John Hiatt – Little Head
Der einsame Wolf hat nach Hause gefunden. Kein Balancieren über scharfkantige Gitarrensplitter wie auf PERFECTLY GOOD GUITAR (von 1993), kein Streunen durch archaische Landschaften – Flüsse, Wüsten, Landstraßen, Geisterstädte – wie auf WALK ON (1995). No, Sir. Boys just want to have fun, und davon haben John Hiatt und seine Nashville Queens (mit – Hört! Hört! – Peter Holsapple und David Immergluck) auf LITTLE HEAD, des Meisters 14. Album, eine ganze Menge. Gewöhnungsbedürftig ist es jedoch allemal, ^daß hier nicht mehr schmerzhaft tief in Seelengründen geschürft wird, daß beim Kratzen an der Oberfläche auch Tand zu Tage tritt. So ist „My Sweet Girl“ ein arg penetrantes Liebeslied, „Feelin’Again“ eine Spritztour mit angezogener Handbremse, und bei“Woman Sawed In Half“ verspricht der Text mehr, als die Musik einlösen kann. Aber Schluß mit dem Genörgel.denn die übrigen sieben Songs tönen fein bis famos. Das Sechssternestück „Pirate Radio“ bietet von Schweineorgel über staubtrockenes Drumming bis hin zu knalligen Klampfen alles, was eine veritable Rockhymne ausmacht, und wartet zu allem Überfluß auch noch mit einem Refrain auf, der runtergeht wie Whiskey in der ausgedörrten Kehle. „Sure Pinocchio“ hinkt im patentierten
„Sweet Home Alabama“-Groove daher, dem die Tower Of Power-Horns ein paar wohldosierte Soul-Injektionen verpassen,
das erdige Titelstück enthält die göttliche Textzeile: „l’m talking with hertight red sweater. l’m feeling like Eddie Vedder„. „Runaway“ und „Far As We Go“ sind wahre Gänsehautballaden, bei denen der Hörer nicht weiß, ob er sich jetzt hinsetzen und heulen oder aufstehen und die ganze Welt umarmen soll. Der einsame Wolf hat nach Hause gefunden. Aber Pfötchen gibt er deshalb noch lange nicht.
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