Greift John Hiatt zur Klampfe, bleibt kein Herz verschlossen. Wahrscheinlich mussten sogar die Beatles mehr schlechte Kritiken einstecken als das Americana-Denkmal aus Indianapolis. Der John mit der Johnnny-Walker-Stimme weicht auch auf seinem 17. Soloalbum nicht vom staubigen, geraden Weg ab. Nenn‘ es nicht Rock oder Blues oder Country oder Folk, sondern einfach John-Musik, die so würdig auf dem Herzen des mythischen Amerika sitzt wie der Weißkopfadler. Manchmal auf The Tiki Bar Is Open meint man.The Band setzen gerade an, manchmal, J.J. Cale greift in seine verwitterte Gitarre, manchmal lauert ein rockiger Dylan um die Ecke, manchmal ein verträumter Gram Parsons, manchmal das schlammige Ding aus dem Cajun-Sumpf. Doch es ist immer Hiatt, der seine Songs bewusst so einfach hält wie möglich, der diese hölzernen, verwitterten, knochentrockenen und Cowboystiefelsohlenrauen Stücke mit Herzblut voll pumpt, bis sie dunkelrot glühen. Einordnen unter „schlichte Größe“.

Hörproben und CD-Verlosung von John Hiatts „The Tiki Bar Is Open“ unter www.musikexpress.de