John Lennon – Mind Games

Lennon-Witwe Yoko Ono wühlte abermals in den Archiven und förderte nach den Alben JOHN LENNON/ PLASTIC ONO BAND, IMAGINE, DOUBLE FANTASY und MILK AND HONEY ein weiteres Werk ihres 1980 ermordeteten Gatten hervor. Im künstlerischen Vergleich liegt das um drei unspektakuläre Heimdemos erweiterte, remasterte MIND GAMES – dem ein Jahr später mit WALLS AND BRIDGES ein stilistischer Zwillingsbruder folgen sollte – genau zwischen den bislang veröffentlichten Neuauflagen: weniger innovativ als die beiden Ersteren, aber auch nicht so belanglos wie das ’80er-Comeback. Zerrissen zwischen politischem Sendungsbewusstsein und privaten Problemen, symbolisieren die mit versierten Sessionmusikern wie Jim Keltner [dr], David Spinozza (g), Sneaky Pete Kleinow (g). Michael Brecker [sax], Ken Ascher Ikeybl und Gordon Edwards (bg) 1974 eingespielten MIND GAMES eine Periode des künstlerischen Übergangs, die in eine fünfjährige Pause münden sollte. Das von Lennon erstmals selbst produzierte Werk gibt sich weit weniger provokant und agitatorisch als seine Vorgänger. Dafür bietet der musikalisch paralysiert wirkende, sich zum Teil in Phil Spectors Wall-Of-Sound-Produktionsstil verirrende Neu-New Yorker eine ganz persönliche Nabelschau: „Aisumasen (I’m Sorry)“, „You Are Here“ und der als Single nur mäßig erfolgreiche Titelsong zeugen von der schwindenden Magie der einst so offensiv-obsessiv zur Schau getragenen Beziehung. Allein ein Blick aufs Cover genügt: Yoko Ono als bedrohliches Riesengebirge im Hintergrund mit einem winzigen Lennon auf weiter Flur. Wenige Monate später sollte sich das prominente Künstlerpaar zeitweilig trennen. Doch MIND GAMES ist nicht ohne Charme: „One Day (At A Time)“ und „Out Of Blue tönen so schläfrig-versponnen wie „I’m Only Sleeping“ oder „I’m So Tired“. Drittklassige Ausschussware kredenzt Lennon, der nach einem kurzen Auftritt im Madison Square Garden mit Elton John im gleichen Jahr nie mehr eine Konzertbühne betreten sollte, allerdings mit „Intuition“ und „I Know [I Know)“. Unterm Strich ein Album, das nicht in jede Plattensammlung gehört, auf das Beatles- und Lennon-Aficionados aber garantiert auch nicht verzichten möchten.

www.legend-johnlennon.com/