John Lennon – Rock ’n‘ Roll

Nach Bryan Ferry und David Bowie hat nun auch John Lennon ein Album mit alten Songs aufgenommen, in seinem Fall handelt es sich sogar um Uralt-Material, denn es ist eine Platte mit Rock and Roll-Standards, die heute gut und gerne 15-20 Jahre auf dem Buckel haben. John war schon immer der „Rocker“ der Vier aus Liverpool, jedenfalls was seine musikalischen Interessen anging. Paul sang meist die gefühlvollen bis sentimentalen Beatles-Kompositionen, während John immer gern „loslegte“. Das kann er auf „Rock’n’Roll“ nun ausgiebig, und er nutzt diese Gelegenheit, und wie man hören kann, hat er einen Riesenspaß dabei. Von der Stimme her ist er geradezu prädestiniert dazu. Er schafft sich richtig, wenn er die altbekannten Rock-Fetzer singt, oder vielmehr brüllt. Die Titel sind zu meiner großen Erleichterung nicht großartig umarrangiert und auf anspruchsvoll getrimmt, sondern weitgehend „original“ gehalten.

Nur das Zeitmaß hat der Ober-Beatle bei „Do You Want To Dance“ und „Sweet Little Sixteen“ geändert und bringt diese beiden Titel in ungewohnt langsamer, fast schleppender Manier, was aber mal ganz interessant und abwechslungsreich klingt. Beste Rock and Roll-Tradition sind auch die vielen Saxophon-Parts, was mich immer an Fats Domino erinnert. Leider gab es auf meinem Plattencover auch nicht den kleinsten Hinweis auf John’s Gastmusiker, sehr bedauerlich! Phil Spector hat produziert, was für die technische Qualität spricht. Zwar habe ich allmählich genug von „Nostalgie“ und all ihren lästigen Randerscheinungen wie zig überflüssige Platten, dennoch bin ich froh über diese Neuerscheinung, einfach, weil sie gut gemacht ist und John auch ohne den Oldies-Trend eine Rock-Platte aufgenommen hätte.