John Martyn – The Church With One Bell
Es ist ein Jammer: Seit im Jahr 1968 John Martyns Debütalbum LONDON CONVERSATION erschien, schreiben Kritiker Hymnen auf den Querkopf aus Glasgow. Ohne Erfolg. Die plattenkaufende Bevölkerung strafte den Grenzgänger zwischen Folk, Jazz, Blues, Reggae und Rock mit Mißachtung, obwohl mehrheitsfähige Künstler wie Eric Clapton und America seine Songs sangen, Pink Floyds David Gilmour und Megastar Phil Collins ihn im Studio beehrten. THE CHURCH WITH ONE BELL ist schätzungsweise das mittlerweile 25. Album des Eigenbrötlers, der sich von den Saxophongiganten John Coltrane und Ben Webster, von Claude Debussy und „Cosmic Rasta“ Lee „Scratch“ Perry gleichermaßen beeinflußt fühlt, und einmal mehr ein ebenso verwegenes wie wunderbares Werk. Verwegen, weil hier „nur“ Cover-Versionen von Randy Newman („God’s Song“), Portishead („Glory Box“), Billie Holiday („Strange Fruit“), Dead Can Dance („How FortunateThe Man With None“), Sonny Boy Williamson („The Sky Is Crying“) und anderen mehr auf dem Programm stehen. Wunderbar, weil Martyn das disparate Material behutsam in seinen eigenen Klangkosmos integriert. Fragile Beats, filigrane Tastenarbeit, schwebende Gitarrenflächen und famoser Gesang beschwören magische Momente zwischen Tag und Traum, die in der warmen Farbe schottischen Whiskeys schimmern. Das mag unspektakulär tönen. Aber es ist groß. Ganz groß.
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