John S. Hall – The Body Has A Head
John S. Hall ist ein Stadtneurotiker. Und das ist nicht seine einzige Parallele zu Woody Allen. Beide sind New Yorker, beide wirken scheu, beide haben Humor und Beobachtungsgabe. Doch ab hier geht der Weg von Hall alleine weiter. Dessen Discographie begann mit der örtlichen Avantgarde-Anlaufstelle Kramer und seinem Label Shimmy Disc. Dort formte eine Ende der 80er eine ‚College-Rock-Band‘ namens King Missile und veröffentlichte vier ebenso gute wie erfolglose Alben, drei davon bei der Industrie, bis diese die and fallen ließ und sie sich daraufhin 1994 auflöste. Eine traurige Geschichte mit einem kleinen Höhepunkt: ‚Detachable Penis‘ hieß der einzige Hit, den King Missile jemals hatten. Das äußerst eingängige Stück handelt von einem Mann, der seinen abnehmbaren Schwanz bei einer Party verliert und ihn auf einem Flohmarkt wiederfindet. Doch Schenkelklopfer dieser Art schreibt John S. Hall kaum noch. Sein neues Projekt ist ein Trio aus Stimme, Cello und Violine, welches mehr als zuvor seine nasale Stimme, seine Texte zentriert, viel scharfkantiger als es King Missile jemals waren. Dazu stimmt er die Instrumentierung auf den Inhalt ab: bei der vordergründig lustigen Geschichte vom Kaninchen, das lieber eine Ratte wäre umsummen seine Stimme Streicher, während seine Schimpfkanonade auf ein Arschloch in der U-Bahn in echten Noise ausartet. Unnötig, den metaphorischen Charakter all dessen zu betonen, unmöglich, all die großen und kleinen Erkenntnisse zu benennen, für deren ausführliche Erkundung hier leider der Platz fehlt. Keine Angst, dies ist kein übercodierter Kunst-Knüppel. Es ist aber auch keine normale CD. Hier ist eine Welt zu entdecken.
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