John Zorn – The String Quartets

Hallo Klassik-Fans! Begrüßet einen neuen Stern im Ei-Ti-Dei der E-Kultur. Sein Name ist Programm: Zorn,gekommen um euch das Fürchten zu lehren. Ja, das sind Streichquartette, aber sie verhalten sich zu Bach oder Schubert wie Zorns ehemalige Gruppe Naked City zu Bebop und Traditionais. Nochmal für Rockisten: auch eine elektrische Gitarre klingt in den Händen von Ricky King anders als bei Slayer. Geschrieben zwischen 1988 und 1996 haben wir es hier mit vier unterschiedlich gnaden- und atemlosen sportlichen Übungen zu tun, die den ohnehin schon weiten strukturellen Bezugs-Rahmen von Bartök und Berg nochmals sprengen. Dabei sind die Arbeiten Übertragungen von Zorns auffällig abnehmendem Revoluzzertum in eben jene geschichtsträchtige Besetzung, sprich, mit Voranschreiten der Platte und seinem Älterwerden kommt etwas mehr Ruhe und harmonische Ausdifferenzierung ins Spiel. Brüche, zentrales Thema seiner ewigen audio-kulturellen Provokation gibt es natürlich trotzdem zuhauf und sei es nur durch die Bebilderung: die moderne Klassik wird außen mit Totenkopf und innen mit einer sexuell expliziten Illustration im Schiele-Stil verbunden.“Nimm das, du verklemmter Kulturbürger“, spricht es aus all diesen Entscheidungen. „Kol Nidre“, das letzte, immerhin neunminütige Werk, hat Zorn, wie er in den Linernotes bemerkt, in weniger als einer halben Stunde geschrieben – auch der dem hochkulturellen Ethos immanente Faktor Arbeit ist damit locker in die Tonne getreten. Zorn ist kein Überläufer in das konservativ-reaktionäre Kulturverständnis. Er ist ein Drahtseiltänzer, der mit Säure spritzt. Kein angenehmer Mensch. Aber ein verdammt wichtiger und ebenso begabter.