Johnny Winter – Johnny Winter

An dem CBS-Debüt, das der texanische Gitarrist mit seinem nach jahrelangem Tingeln brillant eingespielten Trio ausgerechnet in Nashville produzierte, war so gar nichts progressiv oder auf zeitgemäße Weise untergründig. So mußte selbst dem zynischsten Zeitgenossen nach wenigen Takten das Schimpfwort „hype“ im Halse steckenbleiben. Der Albino mit den staksigen Beinen und den flinken Fingern spielte seinen Blues mit neokonservativer Besessenheit. So, als habe es Jimi Hendrix oder den re-importierten Briten-Blooze nie gegeben. Strom aus der Steckdose benötigte aber auch Johnny Winter, um seine musikalischen Vorstellungen umsetzen zu können. Dennoch war das End-Ergebnis eine Lektion in Sachen Neoklassizismus, die auch schwarzen Blues-Veteranen größte Bewunderung abnötigte. Das Album, mit dem Johnny Winter seinerzeit binnen Jahresfrist international berühmt wurde, hat immer noch keine Patina angesetzt und zählt zu den herausragenden Musik-Dokumenten des amerikanischen Blues-Revivals, für dessen Anschubfinanzierung Paul Butterfield und seine Leute gesorgt hatten. 5 (Musik) 4 (Überspielung)