Joni Mitchell – Chalk Mark In A Rain Storni
Wer die musikalische Geschichte der Kanadierin kennt, weiß: Von ihr wird man nicht enttäuscht. Die Schar der Kritiker, die Mitchells stilsichere Songkultur bewundern, zählt Legionen. Jedes ihrer bislang 14 Alben behauptet vordere Plätze in den Bestenlisten der „All Time Favorites“. Stets eignete ihren Werken etwas Behutsames, Kammermusikalisches, ja Klassisches. Sie gehört zu den Wenigen, deren Songs nicht nach Pflichterfüllung eines Plattenkontraktes klingen, sondern nach ständiger Auseinandersetzung mit Zeit, Umwelt, Menschen, Gefühlen. CHALK MARK IN A RAIN STORM vereint die Vorzüge der Mitchell aufs vortrefflichste: Musikalität und Eleganz, Romantik und Humor. So einzelgängerisch sich die Dame gebürdete, stets war hier eine große Offenheit für andere Einflüsse, fremde musikalische Kultur. Aber anders als Paul Simon, der für sein GRACELAND-Album uramerikanische Songs afrikanisierte, hat es Joni immer verstanden, Fremdes an Vertrautes zu binden. Ob sie – so auf DON JUAN’S RECKLESS DAUGHTER (1977)-Afro- und Latin-Perkussion nutzte oder – so auf dem Folgewerk MINGUS (1979) -Einflüsse des Jazz-Giganten verarbeitete – Zugang und Umsetzung blieben immer echt Mitchell. Deshalb ist die Nennung des Staraufgebotes, das an dem 15. Werk mitwirkte, nicht bloßes nome dropping , sondern Hinweis auf Akzente, Farben, Einflüsse. Diesmal gaben sich folgende Damen und Herren die Ehre: Peter Gabriel, Thomas Dolby, Billy Idol, Wendy & Lisa, Willie Nelson, Benjamin Orr, Tom Petty, Wayne Shorter und Steve Stevens. Es lohnt sich nachzuhören, wie subtil Joni die instrumentalen bzw. vokalen Möglichkeiten dieser Begleiter nutzt. Ob ein Hörspiel mit verteilten Rollen („Dancin‘ Clown“), eine „schwarze Komödie“ (Mitchell) wie „Reoccuring Dream“, ob „Beat Of The Black Wings“ mit seinen schiebenden Keyboards und seinem jazzartigen Aufbau – CHALK MARK IN A RAIN STORM hat in jeder Beziehung Tiefe, Schönheit, Reife und Gelassenheit.
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