Joni Mitchell – Dog Eat Dog

Die kanadische Chanteuse bietet mal wieder starken Tobak. Daran konnte auch Thomas Dolby nichts ändern, der Joni als Co-Produzent und Keyboarder zur Seite stand. Dog Eat Dog geriet dadurch lediglich ungemein keyboardlastig, mit kühler, glasiger Atmosphäre, die aber durchaus ihren Reiz hat.

Wie gehabt bewegt sich die 42jährige faszinierend zwischen den musikalischen Welten; selbst das zuletzt einzig Greifbare, den Jazz-Touch, hat sie abgelegt. Auch zu diesem Album erschließt sich der Zugang nur dem geduldigen Zuhörer. Und man muß sie mögen, diese intellektuelle Stimme mit dem unterkühlten Timbre, das dann aber überraschend ins Hitzige umschlagen kann.

Zur Exkursion in ihre Wonder World ludt die exzentrische Blondine wieder Larry Klein (bs, keys), Vinnie Colaiuta (dr) und Mike Landau (git) ein, dazu den Percussionisten Michael Fisher. Und natürlich die obligatorischen VIP’s – diesmal Michael McDonald, James Taylor und Don Henley.

Die Trennung zwischen Rock’n’Roll und Balladeskem vollzieht Joni diesmal nicht so entschieden wie auf dem Vorgänger. „Tax Free“, mit einem Rezitalpart vom Leinwand-Star Rod Steiger, protzt zwar mit schwermetallenen Gitarren-Riffs, doch driftet der Song immer wieder ab in die typische Mitchell-Litanei: eigenartig schwebend, kommt er nie auf den Boden. Selbst der Hungerleider-Song „Ethiopia“ schreitet zwar mit dumpfen Drumschlägen und Jonis eigenwillig leierndem Gesang wie ein Trauermarsch daher, trotzdem klingt auch er hochgradig ätherisch.

Ab und an bietet sie als Einstiegshilfe gnädig einen eingängigen Refrain wie im Uptempo-Titel „Fiction“. Aber wer darauf reinfällt, wird gleich wieder durch hypnotische Keyboard-Schleifen verhext. Ein Sammlerstück für Joni-Süchtige.