Joni Mitchell – Wild Things Run Fast; Dog Eat Dog

Zehn Albenklassiker im Zeitraum von 1968 bis 1979 demonstrierten Joni Mitchells Entwicklung von der scheuen Folkpoetin (u.a. CLOUDS, LADIES OF THE CANYON) zur anspruchsvollen Jazzchanteuse (DON JUAN’S RECKLESS DAUGHTER, MINGUS). Mit anschließenden Produktionen verlor die souveräne Komponistin und Multiin-5tumentalistin etwas ihr Gespür für impressionistische, zeitlose Klanggemäide.

Zusammengefaßt als Doppel-CD, markieren WILD THINGS RUN FREE von 1983, vor allem aber das zwei Jahre später erschienene DOG EAT DOG die Rückkehr zu Mainstream-Rockklängen. Stärker als je zuvor waren Songs wie ‚(You’re So Square) Baby I Don’t Care‘, „Good Friends‘ (im Duett mit Michael McDonald) und ‚Chinese Cafe‘ auf die amerikanischen Charts zugeschnitten, klangen ihre einst atmosphärischen Fusionsstrategien, synthetisch und kühl. Eine Seite, die man von der stets experimentierfreudigen Künstlerin mit dem ausgeprägten Talent zur Malerei (sie gestaltete fast alle ihre Cover selbst), so nicht gewohnt war. Joni Mitchell hatte ihren Sinn für doppelsinnige Poesie freilich nicht eingebüßt, und so vermittelte die gebürtige Kanadierin weiterhin eine feingeistige, mitunter auch scharfzüngige Beobachtungsgabe ihrer Umwelt. Doch statt ihr erotisches, von Selbstzweifeln durchsetztes Gefühlsleben akribisch zu sezieren, setzte sich fortan trockener, mitunter leicht bitterer, gesellschaftskritischer Humor durch.