Juan José Mosalini – Buenas Noches Che Bandoneon
Wenn bei Capri die Abendsonne im Meer versinkt, dann tango mit mir in den Morgen. Tango auf gut deutsch ist nur als nostalgische Konserve genießbar. Er hat nichts zu tun mit der Musik, die im Argentinien der 40er Jahre so populär war. Und schon gar nichts mit der Avantgarde des „Tango Nuevo“, die heute Einflüsse aus Jazz und Rock in oft sehr spannender Weise verarbeitet.
Dino Saluzzi wäre zu nennen, seine Erfolge beim Berliner Jazzfest. Es ist der Kölner Eigelstein-Produktion zu verdanken, daß mit Juan Jose Mosalini nun ein weiterer Hexenmeister des klassischen Tango-Instruments Bandoneon hierzulande sein Publikum finden kann.
Eine ganze Plattenseite lang demonstriert er die schier unerschöpfh chen Möglichkeiten, seinem Blasebalg über kleine Perlmuttknöpfe Musik zu entlocken – teils im Playback: Baßfiguren und Improvisation, Frage und Antwort, immer engere Verschränkung.
In diese traditionellere Seite muß man sich einhören, dann wird einen die beschwörende Melancholie, die synkopische Rhythmik nicht so schnell loslassen. Der Tango atmet schwer, schwillt an und ab, bleibt unsereinem unberechenbar. Auf der B-Seite erleichtern Funkbaß und bunte Instrumentierung zweier Ensembles den Zugang. Vertrackte, fast orchestrale Komplexität bestimmt die Titel, mit denen sich Mosalini als ungewöhnlich origineller Komponist ausweist.
Noch hört man die „Quetsche“ atmen, das Vibrato zittern. Aber statt heimwehkranker Melancholie (die Musiker leben im Pariser Exil) herrschen trockene Rhythmen. Knappe Einwürfe von Flöte und Klavier brechen das Pathos. Tausend Einflüsse werden souverän verschmolzen.
In Argentinien ist die Platte nur auf Schleichwegen erhältlich. Zu viel Neues gibt es auf ihr zu entdecken, obwohl die Tradition immer wieder durchklingt. Selten war avantgardistische Musik so stimmungsgeladen.
„Meister Blasebalg, laß mich deine Musik hören, erzähl mir von Buenos Aires diese Nacht heißt Du Juan José Mosalini. “ (Julio Cortazar)
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