Julia Hülsmann Trio – Good Morning Midnight :: All That Jazz

Allmählich nimmt ihr etwas anderes Songbook-Projekt Konturen an. Nach Scattering Poems mit Gedichten von E. E. Cummings und dem Randy-Newman-Tributealbum Come Closer hat sich die Berliner Pianistin Julia Hülsmann nun der Lyrikerin Emily Dickenson gewidmet. Zum festen Bildungskanon gehört der Nachlaß der 1886 verstorbenen Amerikanerin nicht gerade. Und die Auswahl von elf Gedichten wird daran wohl auch nicht viel ändern, weil es eher klassisch romantische Ergüsse über Gott, die Natur und die Liebe sind. Um so mehr ist es ist zu bewundern, wie Julia Hülsmann sich von drittklassigen Vorlagen zu Songs inspirieren ließ, mit denen sie ihren Status als das deutsche Fräulein Jazz-Wunder untermauern kann. In einer Mischung aus Modern Jazz. Bar Jazz und Fusion breitet sie ihre Ideen aus, die so vertraut wie abwechslungsreich interessant wirken. Und dabei konnte Hülsmann sich nicht nur erneut auf ihr eingespieltes Trio verlassen. Einmal mehr hat sie ein glückliches Händchen bei der Besetzung der vokaten Hauptrolle bewiesen. Nach Rebekka Bakken und Anna Lauvergnac ist es jetzt Roger Cicero, der Sohn des Pianisten Eugen Cicero, der mit seinem geschmeidigen und beweglichen, bis zum Seat-Gesang reichenden Organ die Grenzen zwischen Jazz und Pop ineinanderfließen laßt. Zum besonderen Album-Highlight wird da die Ballade „Riverman , für die Hülsmann sonore, wärmende Bläser-Arrangements in bester Gil-Evans-Tradition beigesteuert hat. Wie viele Jazz-Dialekte Hülsmann darüber hinaus beherrscht, zeigt sie mit perkussiver Kernigkeit, die an das Esbjörn Svensson Trio erinnert, mit minimalistischfederleichten Rhythmen ä la Pat Metheny und mit einer leichten Rock-Jazz-Schlagseite, für die sie sich ans Fender Rhodes setzt. Radikal neu ist das alles nicht unbedingt. Unterhaltsam aber schon.

www.juliahuelsmann.de