Justin Hayward – The View From The Hill

Zu Zeiten, da noch die Mehrheit der geneigten Leserschaft „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ für den Gipfel der Popmusik hielt, hatte Justin Hayward bereits als Sänger der Moody Blues seinen Mega-Hit. Das war 1967 mit „Nights In White Satin“.

Seitdem gelten Justins weich(lich)er Tenor und kultiviert melodiöse Songs als berechenbares, populäres Ingrediens des britischen Rock ’n‘ Pop. Wie zu erwarten, ist sein (ähem) neues Werk avantgardistisch wie ein Glas Singlemalt an einem lauen Sommerabend – aber ebenso himmlisch. Müht sich das Vorspiel noch leidlich träge daher („I Heard It“), so verfügt das Restmaterial über alle (wirklich alle) Qualitäten, mit denen Rühr-Stücke ä la Moody Blues gute Au-pair-Mädchen und Midlife-Rockfreunde erheitern: strahlende Dur-Harmonien, majestätischeTempi sowie Panoramaklänge, die bis zu den Klippen von Dover hallen. „The WayOf The World“ kömmt ein gaaanz kleines bißchen deftiger, bleibt hinsichtlich poetischen Tiefsinns aber vertraut oberflächlich. Wie dito auf die obligaten Flötentöne und dezente Schluckser steter Verlaß ist. Kurz gesagt, wem Justins steinerweichende Gassenhauer nicht behagen, sollte den nächsten Urlaub in einer Zombie-Kolonie verplanen.