Kaada/Patton- Romances

„Morgenständchen“, „Tödliche Gedanken“ und „Dämmerung“ lauten drei der neun französischen Lieder-Titel in der deutschen Übersetzung. Und weil die Titel allesamt aus dem tiefsten 19- Jahrhundert, aus der Blütezeit der französischen Romantik stammen, in der Charles Baudelaire die „Blumen des Bösen“ besang, sind diese Romanzen mit absoluter Vorsicht zu genießen. Denn Mike Patton und der norwegische Allround-Musikant Kaada haben die neun Chansons derart albtraumhaft musikalisch in Szene gesetzt, dass es einem heiß und kalt über den Rücken läuft. Mike Patton, der seit den Zeiten mit Faith No More mit seinen Stimmbändern längst keine avantgardistische Herausforderung mehr scheut, entpuppt sich einmal mehr als hinterhältiger Geschichtenerzähler, der von einer Sekunde auf die andere die Ton- und Stimmungslage ändert. Aus einem einfachen, rockigen Gute-Nacht-Ständchen jault er sich in die allerhöchsten Höhen, stöhnt und kreischt er sich in dunkelrote Noise-Welten. Entsprechend sind auch die Klangmarkierungen, die Kaada aus seinem schier unendlichen Instrumentarium ausspucken lässt. Da jammert es wie aus einem Ondes Martenot oder einem Theremin, da hinken merkwürdige Melodien aus einem Kinderspielzeugklavier dazwischen und verwirbeln sich geisterhaft Orgelklänge, so als ob Bela Lugosi gleich um die Ecke kommen würde. Und dann türmt sich schon mal elf Minuten lang eine Hymne zu einer unendlichen Prozession auf, mit bombastischem Schlagzeug und bizarren Chören. Aber all das eben mit einer verführerisch schönen Zielsicherheit, dass jede der Romances einem an die Nerven und unter die Haut geht.

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