Keith Jarrett – The Impulse Years 1973-74
Nur zwei, drei Takte brauchte Keith Jarrett, um den Bogen von gestern zu der aufbrausenden Musik zu schlagen, die der Pianist Anfang der 70er Jahre mit seinem Kult-Quartett gespielt hatte. Nur mit einer zwei-, dreitaktigen Hommage an Scott Joplin leitet Jarrett „Inflight“ vom Album BACK-HAND ein, aus dem ein Inferno losbricht, das 25 Jahre nach seiner Aufnahme weder an ungebremster Spiellust noch an stürmischer Emotionalität verloren hat. Die fünf Alben, die Jarrett in den Jahren 1973 und 1974 mit Charlie Haden, Dewey Redman und Paul Motian einspielte, liegen jetzt endlich in neu abgemischter Version und mit einer Menge damals nicht veröffentlichter Bonus-Tracks vor. Und wer glaubt, alle Seiten des Meisterpianisten Jarrett oder des Baß-Gurus Haden mittlerweile zu kennen, der irrt sich gewaltig. Denn wie die Vier den Groove nach vorne peitschen, dem Gospel ausführlich, aber einfühlsam den narkotischen Zahn ziehen, wie sie sich auf eine Wanderung zwischen Orient und Okzident begeben, um danach ungeahnte Varianten von Jazz-Rock durchzuspielen, ist schlicht und einfach atemberaubend anzuhören. Hier wird mit der Musik in einem nach allen Seiten hin offenen Laboratorium experimentiert, sie wird von jeglichem Mode-Schnickschnack befreit und von einem unglaublichen Innovationsgeist beseelt. THE IMPULSE YEARS 1973-74 ist ein akustisches Ereignis ohne Halbwertszeit!
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