Keith Jarrett/Gary Peacock/ Jack DeJohnette – The Out Of Towners
Die kürzeste und berühmteste Satzbildung in der Beziehungsgeschichte lautet: „Ich liebe dich „Je taime“ , „I love you“. Damit ist alles gesagt. Wenn Sprache so an ihre Grenzen stößt, kann die Musik beginnen. Wie in „I Love You“ von Cole Porter. Eine Kuschel-Romanze ist das nicht. Weil Jack DeJohnette kunstvoll über alle erdenklichen Klippen sprintet, die das Schlagzeugspiel so zu bieten hat. Und während Gary Peacock seinen Bass aufgeregt pumpen und glühen lasst, fängt Keith Jarrett am Klavier mit der Melodie an zu fliegen. Zehn Minuten dauert „I Love You“. Und ist das reine und allerhöchste Jazz-Glücksgefühl. Seit 1983 durchforstet das Keith Jarrett Trio das American Songbook mit zeitloser Ästhethik. Obwohl sich die Musiker lediglich über „altes“ Material verständigen (für Ausnahmen sorgt höchstens mal der Komponist Jarrett]. entdecken sie gegenseitig bei sich immer wieder noch unbekannte Charakterzüge, Nervenenden und Blutbahnen. Und dann beginnt diese Kommunikation selbst über musikalische Elementarfiguren wie den Blues, bei der ungeahnte Fliehkräfte und Fantasiemöglichkeiten entstehen. Als Jarrett, Peacock und DeJohnette 2001 auf der Bühne der Münchner Staatsoper Platz nahmen, begann so ein Abend, aus dem man auch noch aus zeitlicher und geografischer Distanz erschöpft kommt. Denn das Trio verführt mit offenem Visier, zeigt Esprit statt gewollte Verwirrung in den mantraähnlichen Improvisationsstrecken, die gerade von dem 20minütigen Titelstück aus der Feder Jarretts abgesteckt werden. Unbändige Lebendigkeit und Inhaltstiefe machen den Ariadnefaden aus, der sich quer über das ganze Album legt. Von den kecken wie eleganten „Five Brothers“ von Gerry Mulligan bis hin zur kalligrafisch geschärften und edel swingenden Version von „I Can’t Believe That You’re ln Love With Me“- bei der man ruhig der Musik vertrauen darf.
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