Keziah Jones – Liquid Sunshine

Der Titel erinnert an einen hochprozentigen Cocktail, ein neues Waschmittel oder eine teuflische Designer-Droge. Tatsächlich hat das dritte Album des Exil-Nigerianers etwas von alle dem. Relaxt, experimentierfreudig und verspielter denn je, hat ihm die vierjährige Pause seit AFRICAN SPACE CRAFT gut getan. Seine Erkennungszeichen bleiben die filigrane Gitarrentechnik und der soulige Gesang zwischen Marvin Gaye, Jimi Hendrix und Curtis Mayfield. Keziah macht aus seinen Vorbildern keinen Hehl und besitzt doch eine ureigene Note. Worum es ihm auf LIQUID SUNSHINE wirklich geht, das offenbart er bereits im Intro: Um pure Anarchie. Er hält sich nicht an Regeln schon gar nicht in der Musik. So flirtet er mit einem vielseitigen Kosmos, der weder kulturelle noch ideologische Grenzen kennt. Soul, Blues, Funk, Rock, Pop und eine nicht zu überhörende Passion für Noise-Pop und witzige Interludes, kennzeichnen einen spannenden, ungemein abwechslungsreichen Vortrag. Zudem erweist sich Keziah beim bluesigen „Functional“ als begnadeter Virtuose, gegen den Prince nicht den Hauch einer Chance hätte. Und „Liquid Sunshine“ ist berauschend, farbenfroh und geradezu suchterzeugend – womit wir wieder beim Anfang wären.