Kim Fowley – Sunset Boulevard
„I’m the missing link between Orson Wellesand Chuck Berry.“ Kim Fowley.
„The public is wonderful tolerant. It forgives anything except genius.“ Oscar Wilde.
Hollywood-Babylon. Glitter-Dreck. Grüße/Songs aus dem Sunshine Jungle. Aus der verklebten Silikon-Landschaft. Wo die Dollars der Teenager an den Tankstellen verschwinden, und nicht mehr in den Plattenshops. Kim Fowley kommt direkt vom Star-Förderband Sunset Boulevard. Er fördert und ist Star zugleich. Er ist die absolute Queen-Hure des Teen-Rock. Ein Großmaul der Satire/Komödie. Und dabei denkt er immer/nur an sich. Er bewegt sich durch die Show-Zone wie ein Zombie durch die Spielwarenabteilung.
Fowley ist Komponist/Sänger / Schauspieler / Produzent / Tänzer/Manager – fehlt noch ‚was in dieser Business-Kultur-Kette? Fowley ist alles, ist überall. Er schrieb Songs für Kiss/ Stones/Alice Cooper/Soft Machine/Hendrix/Seeds… man findet kaum jemanden im Show-Bizz, bei dessen Aufnahmen Fowley nicht mindestens als hand-ckpper mitgewirkt hat. Fowley produzierte Helen Reddy und Vicky Leandros. Fowley – der ‚Dorian Gray des Rock’n’Roll‘. Seine Vorliebe für 12-16jährige Teenager führte zur Erschaffung der Runaways und Venus & The Razorblades, aus denen die Solo-Stars Dyan Diamond und Steven T. hervorgingen.
Fowley selbst warf unzählige Platten aus. Die sind so unterschiedlich wie Hollywood und Wladiwostok. 60er Surf/Pop/ Bubblegum / Powerpop / Trash-Rock – Fowley spielt alles. Er machte Punk, als den heutigen Punks gerade die Nabelschnur gekappt wurde. Ein Genie, dem Trend immer um Jahre voraus.
1977 holte die deutsche Phonogram Fowley nach Hamburg, wo er drei Titel innerhalb von 48 Minuten aufnahm: ‚Control‘, ‚The Top‘ (beides schriller Bubble-Punk als Disco-Sartire, mit Kotz-Rhythmen) und ‚Rubber Rainbow‘, ein Ersatz-Reggae aus W. Germany: „Happy summertime man, this is the reggae from W. Germany… I never been to Kingston, never been to Trenchtown, never been to Mosco w… I don’t mind if I’m Cathy’s clown, It’s okay man, I mean, I’m the rubber, bouncy, bouncy, rainbow.“ Alles auf ‚Sunset Blvd.'“ Neues Material aus den letzten fünf Jahren. Aufgenommen zwischen den Runaways-D. Diamond-Sessions. Eine Anhäufung der unterschiedlichsten Musikstile der 60/70er: Dylanesque (‚In My Garage‘, mit dem Selbst-Gebet „In my garage, I hear the future, it’s gonna catch you, In my garage, I hear the new Elvis… the future of rock’n’roll. “ Mr. Fowley, no contra!); Hard-Rock (‚Negative‘) und Pop (‚Love Is A Game‘, ein starker Pop-Traum, co-written mit D. Diamond). Er bringt eine Teeny-Punk-Ballade, nur mit Piano, beefheartian, ‚Black Cameis Of Lavender Hill‘. Der Titelsong ist ein experimenteller Psychedelic-Ausbruch, eine verrückte Adam & Eve Geschichte auf dem Boulevard, mit der Fowley die Show-Star-Attituden bissig parodiert. Fowley vermittelt auf ‚Sunset Blvd.‘ eigene/ernste Ansichten. Er adoptiert die verschiedenen Musikstile, um eine eigene Aussage zu machen.
„Hey, would ya buy this record whenit come out?“ fragt er Dyan am Ende der L? „Who is it Runaways?“ entgegnet sie. Watch out! Fowley – ein Madman aus der neon-zerstrahlten Plastik-Wüste.