King Crimson – Absent Lovers: Live In Montreal 1984

Kaum zu glauben, daß progressive Rocker wie King Crimson Anfang der 80er Jahre überhaupt Konzerte gegeben haben. Schließlich war Artrock zu Zeiten der New Wave etwa so uncool, daß man damit die Halle hätte beheizen können. Mit berüchtigtem, ausladenden Breitwandrock ä la IN THE COURT OFTHE CRIMSON KING und IN THE WAKE OF POSEIDON hatten King Crimson Meilensteine eines Genres gesetzt, das gerade komplett demontiert worden war. So gründlich, daß ABSENT LOVERS nachgerade mit dem Charme einer Underground-Produktion daherkommt. Tatsächlich beweist Robert Fripp schon hier seinen langen Atem, denn nur auf Tauchstation konnte der Kunstrock europäischer Prägung jene Untiefen ausloten, die sein eigentliches Element sind. Allein die Rhythmusgruppe mit Tony Levin am Baß und Bill Bruford hinterm Schlagzeug macht Stücke wie „Sartori In Tangier“ oder „Lark’s Tongues In Aspic“ zu ebenso sperrigen wie sinnigen Jazzjuwelen, von Fripps frickeliger Gitarrenarbeit ganz zu schweigen. Einzig das durchschnittliche Organ Adrian Belew trübt den slightly elitären Genuß – ansonsten ist hier bereits angelegt, was King Crimson heute mehr denn je die zu den Königen leicht überreizter Rockmusik macht: überbordende Spielfreude auf technisch höchstem Niveau.