Kinks – Sleepwalker
Wer das ’76er Konzeptalbum „Schoolboys In Disgrace“ noch im Ohr hat, wird vom ’77er „Sleepwalker“ ein klein wenig enttäuscht sein: An den Spielwitz und die Frische der vorangegangenen Schulzeit-Erinnerungen kommt der aktuelle Kinks-Longplayer nicht ganz heran. Allerdings bewegen sich diese Qualitätsschwankungen auf einem Niveau, das weit oberhalb handelsüblicher Pop-Unterhaltung angesiedelt ist. In solchen Höhen sind die seit 1970 in unveränderter Besetzung agierenden Kinks stets zu Hause gewesen, zuletzt als beständiger Inside-Tip einer Fan-Gemeinde, die mit „You Really Got Me“ und „Dead End Street“ großgeworden ist. „Sleepwalker“ steht wieder ganz in jener von Ray Davies geprägten Texttradition, der drei inhaltliche Leitmotive zugrunde liegen: wehmütige Jugendreminiszenzen (wie im Ausreißer-Song „Life On The Road“), bissige Sozialsatire (im Psychogramm des charakterlosen Erfolgsmenschen „Mr. Big Man“) und abgeklärte Lebensphilosophie („Life Goes On“). Musikalische Überraschungen gibt es nicht: Schließlich ist die gitarrenbetonte, gradlinig-harmonische Kinks-Spielweise ein ebenso unverrückbares Markenzeichen geworden wie die charakteristischen Vocals von Dave Davies – dem unsterblichen Clown.