Kissogram – The Secret Life Of Captain Ferber
Deutsche Popmusik steckt in der Krise. Immer dann, wenn sie nicht weiter weiß, sucht sie ihr Heil in der Abgrenzung. Als Feindbild muss dann meist der anglo-amerikanische Markt herhalten. Das war bei der NDW der Fall – und das ist auch heute so. Kissogram verzichten auf solche Albernheiten. Die zwölf Tracks auf ihrem Debütalbum, erschienen auf dem neuen Label von Surrogat-Mann Patrick Wagner, bewegen sich ohne Mühe auf internationalem Niveau. Das Berliner Duo selbst verortet seine musikalischen Ergüsse irgendwo zwischen Rock’nRoll und Disco. Damit liegen Jonas Poppe und Sebastian Dasse goldrichtig. Songs wie „Cool Kids Can t Die und „Forsaken People Come To Me“ stampfen wunderbar leichtfüßig daher. Die Synthies flirren und rattern. Die Grooves sind satt und der Habitus unverkrampft. Mitunter nehmen Kissogram Anleihen beim Wave der Achtziger, dann wieder swingen sie so deftig wie Erobique oder eine Polkacombo aus Osteuropa. Selbst die frühen Pulp mit all ihrem Pomp und Schmacht blitzen zwischen einigen Takten hervor. So richtig festlegen lassen sich die Berliner aber nicht. Was sie an Wucht und Härte aufbieten, nehmen sie in melancholischen Mini-Epen wie „Sad Boy“ wieder zurück. Hin- und hergerissen von den einzelnen Genres, schwanken sie zwischen technoidem Stakkato, Elektrogefiepse, Pop und krudem Schunkelsound. Die Spannungskurve verlieren sie dabei nicht aus den Augen. Das macht THE secret LIFE OF captain FERBER so erfrischend unterhaltsam.
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