Kollektiv – Kollektiv

Schon mit ihrer ersten LP darf Kollektiv zu einer der wichtigsten deutschen Hoffnungen gezählt werden! Ihr Stil ist sehr eigenwillig und keine leichte Hörerkost. Irgendwie hat es Gitarrist Jürgen Havix geschafft, genau denselben Klang an seinem Instrument zu bekommen wie Bob Fripp von King Crimson ihn sein Eigen nennt. Besonders King Crimson dürfte bei der Gründung Pate gestanden haben, und meist dienen sie als Grundstock für längere Improvisationen. Jürgen besitzt aber nicht nur Fripp’s Sound, sondern auch seinen Erfindungsgeist und Ideenreichtum, was Verfremdung, Soli und Rhythmus angeht. Nur schade, dass er nie so richtig loslegen kann, denn meist steht Klaus Dapper an Flöte oder Saxophon (meiner Meinung nach zu oft) im Vordergrund! Die beiden Plattenseiten bieten (leider) Unterschiedliches. Während auf der 1. Seite zum Grossteil die Flöte dominiert und das Material teilweise an die ersten Jethro Tull-Nummern oder Herbie Mann erinnert geht es auf der 2. schon viel munterer zu! Im Geiste des neuen englischen Jazz, gemischt mit etwas mehr Rock-Elementen liefern sich hier Flöte, Gitarre und die fantastische Rhythmusgruppe der Brüder Karpenkiel die spannendsten Gefechte. Waldemar Karpenkiel scheint John Marshall gut zugehört zu haben; er baut auf dessen Erkenntnissen seinen Stil auf. Der glänzend gespielte Bass seines Bruders könnte vielleicht etwas knackiger klingen um sich so besser aus der Klangfülle hervorzuheben! Die Gitarre wie gesagt, kommt viiiel zu kurz! Greift Jürgen statt zur Flöte zum Saxophon klingt sein Spiel gleich ganz anders und oft lassen mich kurze Kraan-Ableger aufhorchen. Das Free-Jazz-Söngchen ‚Försterlied‘ enthält einen kaputten ‚Pardon‘-Text und soll (hoffentlich) nur als Gag angesehen werden. Für Interessenten sei nochmals Seite 2 zum einhören und antörnen empfohlen.