Kolya

Wenn ein tschechischer Film wie aus dem Nichts zunächst die Kritiker beim Filmfest von Venedig mitreißt, dann den Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film und auch noch einen Oscar gewinnt, dann heißt es aufgemerkt. Daß KOLYA all diese Ehren zuteil wurden, hat einen triftigen Grund: Dieser liebenswerte Film, die Ost-Antwort auf GREEN CARD läßt das Publikum einfach dahinschmelzen. Kurz vor der Revolution im Jahr 1989 läßt sich der alternde Junggeselle Frantisek (Zdenek Sverak, Vater des Regisseurs und Drehbuchautor), ein Cellist, dessen Ablehnung der Autoritäten seine Jobmöglichkeiten soweit beschränkt haben, daß er nur noch auf Beerdigungen spielen kann, zur Heirat mit einer jungen russischen Frau überreden. Er braucht das Geld, sie die Aufenthaltsgenehmigung. Trotzdem läßt sie Frantisek bald sitzen und hinterläßt ihm als Abschiedsgeschenk ihren sechsjährigen Sohn Kolya, der kein Wort Tschechisch spricht. Seine sympathische, unschuldige Lebendigkeit läßt den alten Brummbär eine Revolution des Herzens erleben, die die Ereignisse vorwegnimmt, die dem Land nur wenige Monate später die Freiheit schenkten. Was ein unseliges Schmalzfest hätte werden können, erhebt sich unter der federleichten Inszenierung von Jan Sverak zu einem kleinen Filmjuwel im Stil von IL POSTINO oder SHINE.