Kraan – Let It Out

Zuerst fällt auf, daß der Stil luftiger, ausgeglichener und vielleicht melodiöser geworden ist, daß lange nicht mehr so viel gesungen wird, wie auf „Andy Nogger“ und daß die Rhythmusgruppe langsam zu eingespielt (oder eingefahren?) wirkt. Die andauernden kleinen Breaks und Helmuts Baß in „Luftpost“ können nach so vielen Monaten ganz schön nerven. Auf den zweiten Blick bemerkt man die unzähligen Unisoni (das gleiche Zusammenspiel zweier Instrumente), die neues Leben in die Band bringen. Während sich Alto wieder mehr zurückhält, behalten Peter und Ingo mehr denn je das Konzept fest in der Hand. Ein wahnwitziges Gitarrensolo in „Degado“ und ein herrliches vom Saxophon in „Heimweh“ werfen einen um, und etwa die gleiche Wirkung erzielt Ingo in „Prima Klima“, dem absoluten (südamerikanisch angehauchten) Kraan-Superstück. Trotz der viel zu leisen akustischen Gitarre gehört es mit „Degado“ und „Heimweh“ zu den stärksten Kraan-Nummern überhaupt. Das rein elektronisch anmutende „Maschine“ kann ich, wenn überhaupt, nur als Persiflage auf die Kraftwerk-Robotermusik verstehen, und „Luftpost“ wirkt nach vielen Live-Versionen abgeschlafft und lustlos. Echte Kraantöne findet man in „Let It Out“ und „Bandit In The Woods“ (Alto’s Einwürfe sind das Größte), während es etwas „schräg-jazzig“ in „Picnic International“ zugeht. Aber selbst die ausgetüfteltsten Harmonien können mich nicht über die schlechte Mischung hinwegtrösten (Clavinet, Hi-Hat usw.). Mit etwas mehr Enthusiasmus hätte es zur „Platte des Jahres“ gereicht, so „nur“ sehr gut.