Kultbücher :: Von Frank Schäfer
SCHWARZKOPF & SCHWARZKOPF. 272 SEITEN. 29.80 MARK
Jede Wette: Der durchschnittliche Gymnasiallehrerfür Deutsch wirdan Frank Schäfers Aufzählung von Büchern, die allesamt den Vornamen Kult verdienen, schlichtweg verzweifeln. Und Marcel Reich-Ranicki sowieso. Kein Kafka, kein Brecht, kein Borchert. Und Thomas Mann findet ebenfalls nicht statt, meine lieben Freunde. Ewige Revolutionäre werden sich am Fehlen der erquickenden Worte des großen Vorsitzenden Mao stoßen und die Anwesenheit von Ernst Jüngers militantem Heldenepos „In Stahlgewittern“ bemäkeln. Und Germanisten der ganz alten Schule wundern sich wahrscheinlich, wo Goethe & Co. abgeblieben sind, während die Freunde erschröcklicher Literatur ihren Kultautoren Stephen King vermissen. Frank Schäfer wird mit seiner subjektiven Auswahl „von ‚Schatzinsel‘ bis ‚Pooh Corner'“ (so der Untertitel) also viele lesende Menschen verprellen, wiegelt aber bereits im Vorwort ab: „Sie müssen mir nicht glauben. Wenn Sie’s dennoch täten, wäre mir das allerdings auch recht.“ Das hört man doch in Zeiten „absolut definitiver“ In- und Out-Listen (die einem meistens ohnehin nur klar machen, dass man in der Gegenwart offenbar wenig verloren hat) außerordentlich gerne: der Verzicht auf den Anspruch, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein. Auszuplaudern, welche Werke Schäfer aus welchen Gründen für verschärft kultverdächtig hält, wäre an dieser Stelle grundfalsch, denn das würde nur die Spannung nehmen. Lediglich so viel sei an dieser Stelle verraten: Rund 50 Bücher von 1883 bis 1994 werden knapp, bisweilen lakonisch aber stets überaus unterhaltsam vorgestellt und natürlich auch bewertet. Anlass zur – teils beißenden -Kritik ist tatsächlich häufiger gegeben, ist „Kult“ doch nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit „Qualität“. Ginge es nur um letztere, hätte KULTBÜCHER sicher das Zeug zum Kultbuch.
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