Kulturni Program – 15 Plastic Donuts
Kulturni Program, ein Duo aus Coburg, Oberfranken, haben verstanden. Die Welt will belogen und betrogen werden. Also betrügen sie, verraten ihre Heimat. Kulturni Program kommen aus San Francisco, behaupten sie. Auf daß das falsche Etikett das Produkt besser verkaufe. Dabei hätten es die Sampledelic-Haudegen im konkurrenzreichen Westen der USA wohl erst richtig schwer. Hierzulande belügen, betrügen und klauen Kulturni Program hingegen wie kaum eine zweite Band und sorgen so für bunte Unterhaltung zwischen allen Stilen und Stühlen. Mag sein, Kulturni Program besitzen wederden absoluten Killer-Hookline-Instinkt von Fatboy Slim, noch durchforsten ihre Samplermaschinen so zielsicher wie Beck den Tonträgerdschungel. Auch der Oldschool-Sprechgesang läßt im Vergleich mit den Beastie Boys zu wünschen übrig, Coldcut und die Chemical Brothers drehen weitaus versierter an den Knöpfchen, Sukia überzeugender weird am Rad. Doch gerade die dralle, dreiste Mischung genannter und weiterer 1000 Zutaten verspricht rundum Knabberspaß. Den Gelehrten des Fachs werden Kulturni Program freilich zu aufdringlich, zu billig kommen. Nein aber auch: Vocoderstimmen im Intro, vollständig herausgetrennte Easy-Listening-Melodien („Easy Driving“), original „Push It“-Drum-Programming („B.S. Cooper“), Surfgitarren („Another World“), lateinamerikanische Abendunterhaltung („Quando Que Ono Pori Canto“) – und überall Rumbarasseln, Wah-Wah-Gitarren, Gimmick-Scratching, billige Scherze, alberne Sonnenbrillen. Wer kann das alles vertragen? Du stellst die falschen Fragen! Hit heißt treffen. Und wer so schnell, so grell und rücksichtslos aus allen Rohren feuert, landet die meisten Treffer.
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