Kurt Rosenwinkel – Deep Song

Manchmal braucht es eben etwas länger. Auch wenn Kurt Rosenwinkel seit einem Jahrzehnt auf der Jazz-Tour ist, fiel seine Reichweite an der Gitarre vorrangig in Paul Motian’s Electric Bebop Band auf. Rosenwinkels Soloalben blieben trotz der instrumentalen Klasse, trotz der scharfkantigen Single-Notes und der genüsslich groovenden Akkorde nicht viel mehr als großes Jazz-Handwerk. Mit DEEP SONG erobert sich Rosenwinkel endlich den Platz, der ihm gebührt. Ganz weit oben zwischen John Scofield, Pat Metheny und John Abercrombie. Die energiereiche und unbekümmerte Spiellaune der ersten beiden kreuzt Rosenwinkel jetzt mit der kultiviert-kontrastreichen Intelligenz Abercrombies. Und herausgekommen ist ein Album, nach dem sich sämtliche Gitarren- und Jazzfinger lecken müssen. Da purzeln Funky-Grooves, rock-jazzige Passagen und klassische Swing-Anleihen hinein und durcheinander. Zwischendurch gibt es balladeske Erholungsphasen, in denen es durchaus mal sentimental kitschig, aber nie marmeladesk zugeht. Und um den Vielseitigkeitsbogen formzuvollenden, den Rosenwinkel mit links über zehn Stücke hinweg schlägt, schmeißt er sich ins hoch erhitzte Hardbop-Geschehen – wo irrwitzige Haken geschlagen und mit dem Spaflfaktor multipliziert werden. Doch was wäre diese fulminante Jazz-Route eben ohne die vier Gardemusiker aus der New Power-Jazz-Generation, die Rosenwinkels Teamgedanken wie aus einem Guss in die Praxis umsetzen? Was bei solchen Namen wie Joshua Redman und Brad Mehldau aber auch nicht gerade überrascht.

VÖ: 28.2.

www.kurtrosenwinkel.com