Kylie Minogue: Berlin, Columbiahalle :: Poppen bis zum Umfallen

Gehören auch Sie zu der bedauerlichen Sorte Mensch, die in den mittleren 80ern a) zu jung, b) zu ignorant und/oder c) zu sehr mit Betroffenheitsrock beschäftigt waren, um sich eine Madonna-Show anzusehen? Dräut auch Ihnen nun der unschöne Gedanke,dass man damals echt was verpasst haben könnte? Der Gram kann behoben werden mit dem besten Ersatz,den Fans der 8oer-Madonna finden konnten, seit diese auf dem Weg zur 9oer-Madonna eine böse Glamour-Lücke hinterlassen hat. Ladies & Gentlemen, please welcome Kylie Minogue!

Hier wird dar Konzertbesucher noch begrüßt von einem wallenden Theatervorhang, auf dem in gleißend silbriger Schrift die Initialen des Stars geschrieben stehen. Hier tänzeln noch strahlende Tänzerinnen und Tänzer durch die Szenerie, um die Spannung bis an die Grenze des Ermesslichen zu steigern, bis hin zu jenem Augenblick, in dem der Vorhang fällt und SIE dort auf der Bühne steht: Kylie! Das Beste, was Stock, Aitken & Waterman je verbrochen haben. Kylie ’01 steht noch immer für die drei wichtigsten Qualitäten,die Kylie ’87 schon vertrat: Entertainment, Entertainment, Entertainment. Das muss man mögen oder stehenden Fußes die prall mit Euphorie gefüllte Halle verlassen, denn ohne den gewissen Hang zum Kitsch wird man kaum ertragen, dass etwa die Tänzer permanent optische Klischees durchdeklinieren: Die Männer geben vom Matrosen über die Ledertrine bis zum Dandy alle Rollenmodelle schwuler Pin-Ups. Die Damen dagegen tragen diverse Variationen von Fast-Nichts und recken das darunter kaum Verborgene brav in die Luft.

Selbiges tut Kylie auch, mal mehr, mal weniger synchron. Dazu trällert sie mit einer Stimme, die nicht wirklich schön, aber erstaunlich voluminös ist. So führt sie uns von Hit zu Hit zu Hit, auch wenn sie niemals so viele Hits hatte wie dieses Konzert Songs. Aber wenn man der Disco-Euphorie mal überdrüssig wird, kann man sich an der hervorragenden Band ergötzen, die zwar mit all der Routine, dafür aber auch mit all der Perfektion einer Groove-Maschine spielt. Acht Kostümwechsel und vier Zugaben später wird die Las Vegas-Revue mit Konfettibomben und Luftschlangen beendet und hat die eigene Zielvorgabe übererfüllt: Bestes Entertainment ohne intellektuelle Erschütterungen. Nur mögen muss man’s halt.

www.kylie.com