l0cc – Look Hear
l0cc haben mit ihren bisherigen Alben, insbesondere mit THE ORIGINAL SOUNDTRACK und HOW DARE YOU einen Standard gesetzt, der sie auf einen sehr hohen Thron gehoben hat. Und wie es solche Höhen leider an sich haben, ist der Weg nach unten der leichtere. Wackelte der königliche Sitz bereits beim BLOODY TOURISTS Album bedenklich, so droht ihm spätestens jetzt der rapide Abstieg.
Kein einziger Song, der nicht durch und durch konstruiert erscheint. Nichts zum Mitpfeifen oder gar Mitsingen, wie in „I’m Not In Love“, oder besonders deutlich im „I Don’t Like Reggae'“-Refrain von „Dreadlock Holiday“.
Stattdessen gibt es Perfektion und Kälte, Sterilität und Berechnung, scharf am Rande, die eigentlich untrennbare Einheit zwischen Musik und physischer Ansprache/ Betroffenheit aufzuheben, zur puren Kopfmusik zu werden.
Aber selbst rein intellektuellen Anforderungen werden sie nicht mehr gerecht. Vorbei ist die Zeit der witzigen hintergründigen Texte, plumpe Sozialkritik ist angesagt. In „Welcome To The World“ wird die Verantwortung, der Nachwelt eine lebenswerte Erde zu hinterlassen beschworen, und „Don t Send We Back“ ist der Appell der fernöstlichen boat people, sie doch bitte nicht zurückzuweisen. Verpackt im flotten Popgewand wirkt dieser Protest ungefähr so grotesk, wie ein Großunternehmer, der für höhere Arbeitnehmerlöhne streikt. Ein weiterer Beweis für die Theorie, daß Leute, die solche Texte in dieser Form vertonen, besser Bücher schreiben sollten.
Da von den sechs l0cc-Herren nun wirklich nichts Herausragendes, sondern nur sehr, sehr Durchschnittliches geboten wird, kann ich auf die, auf dem Cover abgedruckte Frage: „Are you normal?“ nur antworten: „Ich vielleicht, Ihr bestimmt!“
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