La Brass Banda – Habediehre

Es gibt Musiker, die merken mitten in der Pubertät, dass sie das falsche Instrument spielen. Blechblasensembles mit „poppigem“ Repertoire markieren gerne den freakigen Rand des bildungsbürgerlichen Bewusstseins: ein augenzwinkernder Crossover zum Pop und ein schauriges verschwörerisches Versprechen von Hochkulturvertretern, auch mal auszubüxen. La Brass Banda ersparen einem die Peinlichkeit, und schon das ist eine Leistung, La Brass Banda sind eine Band aus dem Chiemgau, die auf einem Traktor über die Land Straße vom Chiemsee nach Wien zockelt und Party macht, wo Party muss. Der Bläser-Sound ist dabei keinem Reinheitsgebot unterworfen, sondern lässt sich von einem funkenden Gespann von Bass und Schlagzeug ziehen. Wenn nötig, greift eine Stimme ein. singt in ruppigen bayerischen Texten von Beziehungsstress und Geizkragen. Stilistisch erklärt sich die Band mit einer kleinen Ansprache im letzten Stück: Sich nix scheißn, einfach mal machen, dann passt des. „BrassBanda“, das erste Stück, stellt sich mit Gypsy-Brass vor. Gefährlich, denn dieses Bläser-Image ist in den letzten Jahren doch bis zum Desinteresse abgespielt worden. Gleich der nächste Song aber zeigt den musikalischen Mut der Band, mit einer Art Kirchweih-NDW-Nummer in punkiger Geschwindigkeit. „Tubissimo“ zitiert den „Fever“-Swingin Kombination mit einem bierverliebten, gemütlichen Wirthaustext. „Natalie“ ist Stadl-Disco mit einem straighten Philadelphia-Beat. „Marienkäfer“ eine Metal-Meditaion über den Mariachi-Sound. Reggae, eine Sense rauscht, Wasser plätschert, und gejodelt wird auch noch. Manchmal wünscht man sich einen etwas gemütlicheren Fahrstil. Aber den Verdacht des kulturbeflissenen Abarbeitens der Genres kann man getrost fallen lassen. Denn LaBrassBanda werden von einem großen oberbayerischen Herzen nach vorne gepumpt, ohne sich dabei auf heimattümelnder Mission zu befinden.

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