La Düsseldorf – Mon Amour

Warum ausgerechnet das noble Düsseldorf zwischen Kö und Hochfinanz in den 70er-Jahren gleich eine ganze Reihe innovativer Beiträge zum Thema Krautrock lieferte, bleibt wohl ein Geheimnis. Gehen wir also einfach mal davon aus, dass in der kreativen Hochzeit, also zwischen 1970 und 1980, ein besonders wohlgesonnener Stern über dem musikalischen Nachwuchs Dü’Dorfs wachte. Einer dieser zwischen traditionellem Rockverständnis und futuristischer Elektronik-Avantgarde oszillierenden Künstler. Klaus Dinger, kann sogar von sich behaupten, bei den drei wichtigsten Ensembles in mehr oder minder maßgeblicher Funktion beteiligt gewesen zu sein: Kraftwerk, Neu!, La Düsseldorf heißen chronologisch seine musikalischen Stationen in den 70ern. Das nun erstmals in seiner ursprünglichen Form aufgelegte MON AMOUR, La Düsseldorfs-inoffiziell viertes Album, entstand allerdings rund eine Dekade nach dem Kreativhoch, als Westdeutschland schon fest im Griff der neuen Schlagerherrlichkeil der Neuen Deutschen Welle taumelte. 1983 veröffentlichte das Ensemble eine letzte Single, „Ich liebe dich, inklusive dem Hinweis auf das kommende Werk – das dann allerdings erst einmal in der Schublade verschwand. Klaus Dinger hatte sich mittlerweile von seinen Mitspielern im Streit getrennt, um eine neue Besetzung von La Düsseldorf zusammenzustellen. Aus rechtlichen Gründen durfte das auf neonoian umgetaufte Material 1985 jedoch nicht unter dem Namen La Düsseldorf erscheinen. Dinger veröffentlichte es als Klaus Dinger + Rheinita Bella Düsseldorf. Das Album war rund 18 Monate erhältlich, bevor es abermals vom Markt genommen wurde. Was zehn Jahre zuvor Innovation verhieß, erfuhr nun durch zahlreiche Nachahmer Entwertung. MON amour dümpelt zwischen Elektronik-Pathos, NDW-Nonsens und Prä-Techno-Trance-Visionen. Wein aber nicht so genau, ob es Fisch oder Fleisch sein möchte. Abermals faszinieren vor allem lange Ins-trumentalpassagen wie in“.Koksknödel“, „Neondian“ und „Mon Amour“, die vor allem US-Post-Rock-Formationen des kommenden Jahrzehnts den Weg wiesen. Auf dem Bonustrack „Geld 2006“ darf Herbert Grönemeyer, dervorwenigen Jahren alle Neu!-Alben, die seit Jahren nicht mehr erhältlich waren, auf seinem Label Grönland wiederveröffentlichte, als Gastsänger wenig interessant mitwirken.

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