Lake – Paradise Island
Mächtig rockend geht die Platte los; so ganz anders tönt das als Lakes zweiter Wurf, der doch über weite Strecken ein wenig zu steril und zahnlos ausfiel. Die Band hat also wieder Biß, mehr sogar noch als auf ihrem glänzenden Debütalbum. Und diese Tendenz beherrscht auch die komplette erste Seite – die durchweg gute Songs enthält – und Teile der zweiten („Hopeless Love“, „Hard Rain“). „Crystal Eyes“ auf Seite eins entpuppte sich zudem als ein wunderbarer Popsong, der an die frühen Eagles und an Al Stewart erinnert – neben „Into The Night“ das Meisterwerk der Platte.
Etwas lahm und zu lieblich klingt dagegen der „One Way Song“, und „The Final Curtain“ am Schluß der LP traf ein zu starker Schuß Schicksalsschwere. In den Schatten gestellt werden diese beiden kleinen Fehltritte indes vom Format, daß Lake ganz allgemein demonstriert: noch immer überragen die sechs aus Hamburg alle übrigen deutschen Bands (und nicht nur die), wenn es um den handwerklichen Umgang mit den Instrumenten, um den Chorgesang und um die Kunst des Arrangierens geht.
Wo steht Lake heute? Noch immer in Amerika, finde ich: Soviel Genie wie bei Steely Dan steckt nicht in der Gruppe, aber sie wirkt knackiger als die Doobie Brothers und längst nicht so ausgelutscht wie die heutigen Eagles. Und um die nächste Platte noch besser zu machen, sollte sie vielleicht mal beifri Produzenten Glynn Jones anklopfen. Der arbeitet zwar bei der Aufnahme im Studio mit ganz wenig Spuren (was ihm immer wieder ungläubiges Kopfschütteln beim Rest der Branche einbringt), aber dem diesmal etwas verwaschen geratenen Lake-Sound würde es trotzdem mehr Brillanz verpassen.
Der Plattentitel übrigens verweist nicht auf eine gleichnamige Bahama-Insel, sondern so Lake – auf schöne Inseln und Flecken ganz allgemein. Ein spitzfindiger Gedanke, wie das Cover zeigt.
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