Laurie Anderson – Puppet Motel
Die High-Tech-bewußte Avantgarde-Künstlerin beschäftigt sich schon seit fahren mit Telefonen, Faxgeräten. Fernsehern und Computern. Das Medium der CD-ROM scheint also wie geschaffen für Laurie Anderson, um ihre sarkastischen Kommentare zur Kommunikationsgeseilschaft abzufeuern. Als virtuelle Spielwiese für ihre schier endlose Phantasie schuf sie das PUPPET MOTEL, ein kaum zu durchdringendes Geflecht aus surrealen Räumen und neuartigen Erfahrungen per Maus. So kann der User etwa Nachrichten auf Lauries Anrufbeantworter hinterlassen, mit ihr über philosophische Fragen wie die Weite der Zeit streiten oder auf vier ihrer elektronischen Geigen spielen – auch die berühmte „Tonband-Violine“ ist dabei, die natürlich das Burroughs-Sample „Listen To Your Heartbeat“ in verschiedenen Tonhöhen auspuckt. Wer einen Zugang zum Internet besitzt, kann sogar über das PUPPET MOTEL einloggen und dort Videos kopieren, die dann mit dem Videorecorder im sogenannten „grünen Zimmer“ des Motels betrachtet werden können. Sehr viel zur düster-dadaistischen Stimmung trägt auch das Sound-Ambiente bei – zwei in Lautstärke unabhängig voneinander regelbare Tonspuren mit Musik und Laurie Andersons Stimme, die übrigens in 44KHZ und somit in brillanter CD-Qualität erklingen. Die weitgehend exzellente Benutzerführung erinnert an eine Zeitmaschine, in der sich nur zu bestimmten Momenten ein Durchgang zum nächsten Raum öffnet. Meist erkennt man diese Schlupflöcher an einem kurz aufglimmenden Symbol, doch manchmal muß man sie auch erst mit einem Malstift oder Radiergummi freilegen. Um sich in diesem wirren Raumgeflecht nicht hoffnungslos zu verirren, taucht Laurie Anderson selbst (in Form einer Marionette) auf und gibt verschlüsselte Tips. Ein absurd-unterhaltsames Vergnügen mit philosophischem Tiefgang.
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