Leatherwolf -Street Ready

Was es an der Band zu bewundern gibt, ist ihr offensichtlicher Idealismus. In einer Dekaden-Phase, wo Bands wie Guns’n’Roses oder Mötley Crüe mit absichtsvoll zur Schau gestellter Disziplinlosigkeit das Rennen machen, wirken Leatherwolf geradezu preußisch. Bei ihnen gibt es keinen Platz für schlechte Scherze, im Rausch danebengetroffene Gitarrengriffe und Textstellen, die nur auf neue Magengeschwüre bei den Moralwächtern zielen. Michael Olivieri singt von der Macht des Donners, der einsamen Straße, schwarzen Rittern und Geistern im Wind. Alles gesunde Themen aus der angerosteten Ritterwelt des Edelmetal. Auf höchstem technischen Niveau bewegt sich die Musik der Drei-Gitarren-Formation. Die engverzahnten, wie geschmiert die Halbtonleiter rauf und runter jodelnden Gitarrenläufe von Gayer, Howe & Olivieri dürften manchem Abschlußklässler des „L. A. Guitar Institute of Technology“ Staunen und Kopfzerbrechen bereiten.

Doch was soll’s, die ganze Geschichte wirkt trotzdem verkrampft. Die rechte Stimmung will sich beim Zuhören partout nicht einstellen, auch wenn die ledernen Wölfe sich noch so ins Zeug legen. Die Dilettanten von den Guns treffen mit Schlitzohrigkeit das Prinzip Rock’n’Roll genauer als die technisch brillanten Neo-Wagnerianer Leatherwolf. Die Scheibe taugt eher fürs metal-theoretische Hochschulseminar.